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S. 203 Diese Homilie lehrt, daß nur der Mensch, der von Christus gestärkt ist, die Kraft besitzt, die Ärgernisse des Bösen (= des Teufels) zu überwinden, und was die tun müssen, die nach der göttlichen Herrlichkeit trachten. Sie lehrt auch, daß wir durch Adams Ungehorsam in die Knechtschaft des begierlichen Fleisches gekommen sind, von der wir durch das Geheimnis des Kreuzes errettet werden. Sie unterrichtet uns endlich über die große Macht der Tränen und des göttlichen Feuers.
Die in sich das göttliche Gesetz tragen, „das in sie geschrieben ist nicht mit Tinte“ und Buchstaben, sondern in „fleischerne Herzen“1 eingepflanzt ist, diese sind „erleuchtet hinsichtlich der Augen ihres Geistes“2 (= deren Geist ist erleuchtet), sie trachten immerdar nach einer Hoffnung, die (deren Gegenstand) nicht wahrgenommen und „geschaut wird“3, sondern unsichtbar und geistig ist. Sie vermögen die Ärgernisse des Bösen (= des Teufels) zu überwinden und zwar mit unbesiegbarer Kraft. Die aber nicht mit dem Worte Gottes ausgezeichnet und im göttlichen Gesetz unterrichtet sind, die sind „ohne Grund aufgeblasen“4 und meinen, in freier Selbstbestimmung die Gelegenheiten der Sünde zunichte machen zu können, während ihr doch einzig und allein durch das Geheimnis des Kreuzes das Urteil gesprochen wird5. Die freie Selbstbestimmung, die in der Macht des Menschen steht, liegt nämlich darin, daß er dem Teufel Widerstand leisten, nicht aber darin, daß er vollständig [durch sich allein] die Herrschaft über die Leidenschaften behaupten kann. „Denn S. 204 wenn der Herr das Haus nicht baut“, heißt es, „und die Stadt bewacht, so wacht vergebens der Wächter und arbeiten vergeblich die Bauleute“6.
