1.
Bisher haben wir von den Werken des ersten oder vielmehr des einen Tages gesprochen. Denn wir dürfen ihm seine Würde, die er von Natur besitzt, und die ihm vom Schöpfer eigens verliehen ist, nicht nehmen und ihn den übrigen Tagen anreihen. Die gestrige Rede erstreckte sich auf die an diesem Tage geschehenen Dinge und verteilte den Vortrag für die Hörer, bot am Morgen eine Kost für die Seele, am Abend eine Erquickung. Heute geht sie aber zu den Wundern des zweiten Tages über. Ich sage aber das nicht mit Beziehung auf die Fähigkeit des Dolmetschers, sondern mit Bezug auf die Anmut des Textes, der von Haus aus leicht faßlich ist und willkommen wie lieb einem jeden Herzen, das die Wahrheit der Wahrscheinlichkeit vorzieht. Dementsprechend hebt ja auch der Psalmist ganz begeistert die Lieblichkeit der Wahrheit hervor und ruft: „Wie süß sind deine Worte meinem Gaumen! Süßer denn Honigseim sind sie meinem Munde1.” S. 42 Gestern haben wir also, soweit es möglich war, mit der Betrachtung über die Worte Gottes eure Herzen zur Freude gestimmt; heute, am zweiten Tage, sind wir wieder zusammengekommen, um die Wunderwerke des zweiten Tages zu betrachten. Doch ist mir ja nicht unbekannt, daß viele einfache Handwerker, die gern mit ihrer täglichen Arbeit sich ihr Brot verdienen, uns umstehen und uns das Wort abschneiden, um nicht zu lange von der Arbeit abgehalten zu werden. Was soll ich denen sagen? Daß die Gott geopferte Zeit nicht verloren ist, sondern von ihm mit einer großen Zulage wieder erstattet wird. Denn alle die hemmenden Umstände wird der Herr beseitigen, dem Leib Spannkraft, der Seele frohen Mut, den Unternehmungen guten Fortgang und das ganze Leben lang Wohlergehen verleihen, wenn man das Geistige höher schätzt. Aber selbst wenn unsere Unternehmungen im Augenblick nicht nach Wunsch verlaufen, so ist doch für das künftige Leben die Lehre des Geistes ein vortrefflicher Schatz. Banne daher aus deinem Herzen alle Nahrungssorge und sammle dich hier ganz für mich! Denn nichts nützt des Leibes Gegenwart, wenn dein Herz um irdischen Schatz sich kümmert.
Ps 118,103 ↩
