X. KAPITEL. Von der göttlichen Einheit und Unterscheidung.
Alle diese Bezeichnungen sind gemeinsam von der ganzen Gottheit zu gebrauchen und gleichmäßig, einfach (═ einzeln, für jede göttliche Person), ungeteilt und einheitlich; unterscheidungsweise dagegen die Ausdrücke: Vater, Sohn, Geist, nichtprinzipiiert, prinzipiiert, ungezeugt, gezeugt und ausgegangen. Denn diese bezeichnen nicht das Wesen, sondern die gegenseitige Beziehung und die Subsistenzweise.
S. 30 Dies wissen wir nun und werden dadurch zum göttlichen Wesen hingeführt, allein das Wesen selbst erfassen wir nicht, sondern nur das, was in der Umgebung des Wesens ist. Wenn wir z. B. erkennen, daß die Seele ohne Körper, ohne Quantität und ohne Gestalt ist, so haben wir nicht auch schon ihr Wesen erfaßt und ebensowenig [das Wesen] des Körpers, wenn wir erkennen, daß er weiß oder schwarz ist, sondern nur das, was in der Umgebung des Wesens ist. Die wahre Lehre aber lehrt, daß das göttliche Wesen einfach ist und eine einzige, einfache Wirksamkeit hat, die gut ist und in allen alles wirkt, gleich dem Sonnenstrahl, der alles erwärmt und in jedem entsprechend seiner natürlichen Empfänglichkeit und Aufnahmsfähigkeit wirkt, da er vom Schöpfer-Gott eine solche Wirksamkeit erhalten hat.
Unterschieden aber ist alles, was zur göttlichen, menschenfreundlichen Fleischwerdung des göttlichen Wortes gehört. Denn daran hat der Vater und der Geist in keiner Hinsicht einen Anteil, ausgenommen [den Anteil] in Hinsicht auf das Wohlgefallen und die unaussprechlichen Wundertaten, die auch der für uns Mensch gewordene Gott-Logos vollbracht hat als unwandelbarer Gott und Gottes Sohn.
