27.
**„Er stieg auf in den Himmel, er sitzt zur Rechten des Vaters: von dort wird er kommen zu richten die Lebendigen und die Todten.“
Mit gleichmäßig fortgesetzter Kürze heißt es so gegen das Ende des Glaubensbekenntnisses, wobei Das, was gesagt wird, zwar offenkundig ist, wobei es sich aber fragt, in welchem Sinne das Gesagte zu verstehen sei; denn wenn die Begriffe „aufgestiegen sein,“ „sitzen,“ „kommen werden“ nicht in einem der Würde der Gottheit angemessenen Sinne aufgefaßt werden, dann scheint durch dieselben etwas zur menschlichen Gebrechlichkeit Gehöriges angezeigt zu werden. Nach Vollendung der irdischen Laufbahn und nach der Zurückberufung der Seelen aus der Gefangenschaft in der S. 63 Unterwelt wird die Himmelfahrt erwähnt, wie der Prophet dieselbe mit den Worten vorhergesagt: „Aufsteigend zur Höhe hat er gefangen genommen die Gefangenschaft, den Menschen hat er Geschenke gegeben.“ 1 Jene Geschenke nämlich, welche Petrus auf den heiligen Geist in der Apostelgeschichte bezieht, wenn er sagt: „Nachdem er erhöht worden zur Rechten des Vaters, hat er dieß Geschenk ausgegossen, welches ihr sehet und höret.“ 2 Das Geschenk des hl. Geistes also hat Christus den Menschen gegeben, da er die Gefangenen, welche vordem der Teufel durch die Sünde in die Unterwelt hinabgeführt hatte, durch seine Auferstehung vom Tode zurückrief in den Himmel: Er nun stieg auf in den Himmel, nicht als ob er als Wort, als Gott vordem nicht dort gewesen sei (war er doch in dieser Hinsicht immer im Himmel und bleibend im Vater), sondern er stieg in den Himmel auf als zu einem Orte, wo vordem das fleischgewordene Wort seinen Sitz nicht gehabt hatte. Weil nun die Wächter der himmlischen Thore und die Fürsten des Himmels diesen Einzug als einen neuen erblickten, sehend, wie die fleischliche Natur einzog in die verborgenen Räume des Himmels, reden sie untereinander, wie David vom hl. Geiste erfüllt es ausspricht mit den Worten: „Hebet eure Thore, ihr Fürsten, erhebet euch, ihr ewigen Thore, und es wird einziehen der König der Herrlichkeit. Wer ist dieser König der Herrlichkeit? Der Herr, der starke und mächtige, der Herr, mächtig im Kampfe.“ 3 Dieß ist doch nicht gerufen in Bezug auf die Macht der Gottheit, sondern im Hinblick auf die aufsteigende menschliche Natur, die nun in neuer Veränderung zur Rechten Gottes versetzt wurde. Auch sagt David an einer andern Stelle: „Gott stieg auf in Jubel, und der Herr beim Klange der Posaunen.“ 4 Beim Klange der Posaune nämlich pflegt der Sieger aus dem Kampfe S. 64 heimzukehren. In derselben Hinsicht ist auch die andere Stelle zu verstehen: „Er bauet im Himmel seinen Thron.“ 5 Und wiederum heißt es an einer andern Stelle: „Der aufsteigt höher als die Cherubim, der fliegt höher als die Schwingen der Winde.“ 6
