12.
Daraus ergibt sich, daß es für uns am Platz ist, zu wissen, welcher Art die Hülle (der Leib) sein wird, in der der Mensch in uns herrschen wird, der dem Himmel entgegenstrebt. Nicht damit jemand, wenn er von unerfüllbarer fleischlicher Hoffnung erfüllt sein sollte,1 mit dem Fleisch zugrunde geht, mit dem Fleisch, von dem der Apostel sagt: „Fleisch und Blut werden das Reich Gottes nicht besitzen“2 Freilich, ich glaube jemand zu hören, der mir entgegenhält: Wenn es sich mit dem Fleische so verhält, warum sprechen wir dann in der Kirche unsern Glauben aus an eine Nachlassung der Sünden und eine Auferstehung des Fleisches?3 Aber dieser Widerspruch, Brüder, gleicht sich leicht aus, und die Art unserer zukünftigen Gestalt wird klar, wenn man sich an den unversehrten Glauben hält. Ich will die Sache mit wenigen Worten auseinandersetzen. Von allem Fleische gilt: solang es von den sündigen Lockungen dieser Welt und der unheilvollen Finsternis bewegt wird, solang ist es tierisch und befindet sich in einem elenden, hinfälligen und bedauernswerten Zustande. Ist es aber durch den heiligen Glauben4 des Gläubigen in der heilbringenden Taufe ertötet worden, so ersteht es neu aus dem heiligen S. 199 Quell des väterlichen Taufbrunnens, nunmehr rein, nunmehr frei, nunmehr fern dem Wandel dieser Welt, nunmehr über den Tod erhaben, nunmehr dem Himmlischen zugewandt; es verachtet nunmehr, ich will nicht nur sagen das Treiben der Welt, sondern, um noch höher in der Ehre zu stehen, sich selbst; es sucht nunmehr nach der Wahrheit, nicht nach dem Bilde; es sehnt sich nach dem Geistigen, nicht nach dem, was sein ist. Von ihm spricht Paulus: „Nicht alles Fleisch ist dasselbe Fleisch. Anders ist das des Menschen, anders das des Zugtiers, anders das Fleisch der Vögel, anders das der Fische. Und es gibt himmlische Körper und es gibt irdische Körper.“5 Und wenn es durch den Samen der Unsterblichkeit, von dem schon der weiseste Dichter etwas vorausgeahnt hat, wenn er sagt:
Feurige Kraft jenen Samen belebt und himmlischer Ursprung,6 nämlich durch den Empfang des Heiligen Geistes befruchtet wird, so wird es damit fähig, schon vor der Auferstehung Früchte hervorzubringen. Ist dann die Zeit seiner Auflösung und der rechtmäßigen Wiederherstellung gekommen, so kann es seiner Aussaat entsprechend rechtlich verdienen, was wir glauben. Und diese Sache liegt nicht im Ungewissen. Wie der Fürst der Ungerechtigkeit in seinem Neide durch seinen Samen die erstgeschaffenen Menschen aus Engeln zu Menschen herabgedrückt hat, so wird der Herr durch den Samen des Heiligen Geistes alle, die an ihn glauben, von den Toten wieder auf erwecken und zu glorreichen Engeln wandeln.
Die Ballerini lesen: ne forte cum carne depereat vana spe, si captus fuerit caduca atque carnali, de qua Apostolus dicit. Giuliari: ... cum carne depereat (vana specie si captus fuerit caduca atque carnali). Vielleicht ist zu trennen: cum carne depereat, vana spe si captus fuerit caduca atque carnali. ↩
1 Kor. 15, 30. ↩
remissam peccatorum ac resurrectionem carnis: Worte des apostolischen Symbols, das die Täuflinge in der Kirche zu sprechen haben. ↩
Über den Text der Stelle ist schwer Klarheit zu gewinnen. Die ältesten Handschriften schreiben: At cum (caro) macra fide credentis salutari fuerit necata baptismate. Die Mehrzahl der Handschriften, der sich die Ausgaben, auch die Ausgabe der Ballerini, angeschlossen, bietet... cum mera fide credentis.., Giuliari verbessert ohne handschriftliche Grundlage: cum macaria fide credentis. Vielleicht ist aber, wie schon die Ballerini angedeutet, zu lesen: ... cum sacra fide credentis. ↩
1 Kor. 15, 39. 40. ↩
Vergil. Aen. VI, 730. ↩
