13.
Dafür wollen wir noch ein klares Beispiel anführen, wenn auch ein Gleichnis nie die Beweiskraft hat wie die Wirklichkeit. Der wilde Ölbaum ist von Natur aus unfruchtbar und bitter. Wird er aber von der Hand eines in solcher Kunst wohlerfahrenen Landmannes mit der nötigen Vorsicht beschnitten, so wird er durch ein fremdes Edelreis geschwängert, wird von diesem, das ernährt, S. 200 selbst genährt, bis er in der aufgenommenen Saftfülle des Pfropfreises ganz aufgeht, ja selbst Saftfülle wird. Und indem er durch die Hervorbringung eines neuen Sprossen ganz in die angenommene Veredelung übergeht und sich mit neu hervorbrechenden Zweigen schmückt, ist1 er nicht mehr Ölbaum, sondern Olivenbaum, Er möchte sich sozusagen selbst wundern, daß er, nachdem er doch ein Ölbaum ist, es trotzdem nicht mehr ist. Und wenn nun ein Mensch es dahin bringen kann, daß ein Baum etwas ist, was er nicht war, und dabei doch bleibt, was er ist, um wie viel mehr wird Gott den Menschen auferwecken können zu dem, was er war, bevor er im Paradiese sündigte? Den Vergleich von dem Samen hat schon der seligste Paulus in feiner Art zum Ausdruck gebracht mit seinem Wort: „Wer nach dem Fleisch sät, der wird vom Fleisch Verderben ernten. Wer aber im Geiste sät, der wird vom Geiste ewiges Leben ernten.“2 Aber auch der Herr lehrt es klar, wenn er zu den Aposteln spricht: „Das Himmelreich ist gleich einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte; als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut unter den Weizen."3
