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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
9. Im Leben der Gerechten haben die Gemütserregungen eine Stelle, aber sie sind auf das rechte Ziel gerichtet.
Indes haben wir uns mit den genannten Philosophen über die Frage der Gemütserregungen schon auseinandergesetzt im neunten Buch1 und darauf hingewiesen, daß es ihnen mehr um Worte als um die Sache und mehr um Rechthaberei als um die Wahrheit zu tun sei. Bei uns dagegen kennen die auf der irdischen Wanderschaft gottgemäß lebenden Bürger der heiligen Stadt Gottes in Band 16, S. 759Übereinstimmung mit der Heiligen Schrift und der gesunden Lehre alle diese Regungen, Furcht, Begierde, Schmerz, Freude, und weil ihre Liebe auf das rechte Ziel gerichtet ist, so sind bei ihnen auch alle diese Regungen in der rechten Ordnung. Sie fürchten die ewige Strafe und begehren nach dem ewigen Leben; sie empfinden Schmerz in der Gegenwart, weil2 sie in sich selbst noch erseufzen, die Annahme an Kindesstatt, die Erlösung ihres Leibes, erst noch erwartend; sie freuen sich in Hoffnung, weil3„erfüllt werden wird das Wort, das geschrieben steht: Verschlungen ist der Tod vom Siege“. Weiter fürchten sie zu sündigen, begehren auszuharren, fühlen Schmerz ob ihrer Sünden, freuen sich an guten Werken. Die Furcht zu sündigen schöpfen sie aus dem Wort4: „Weil die Ungerechtigkeit Überhand nimmt, wird die Liebe bei vielen erkalten“, und das Verlangen auszuharren aus dem Wort5: „Wer ausharrt bis ans Ende, der wird selig werden“, und den Schmerz ob ihrer Sünden aus dem Wort6: „Wenn wir sagen, wir hätten keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns“, und die Freude an guten Werken aus dem Wort7: „Einen freudigen Geber liebt Gott“, Weiter — je nach ihrer inneren Schwäche oder Stärke — fürchten sie versucht zu werden oder verlangen danach; sind betrübt in Versuchungen oder freuen sich in solchen. Ihre Furcht schöpfen sie aus dem Wort8: „Wenn einer von irgendeiner Sünde übereilt worden sein sollte, so überweiset ihr, die ihr geistlich seid, einen solchen im Geiste der Sanftmut, und hab acht, daß nicht auch du versucht wirst“ ; und ihr Verlangen, versucht zu werden, aus dem Worte, das ein Held des Gottesstaates spricht9: „Prüfe mich, Herr, und versuche mich, erforsche mit Feuer meine Nieren und mein Herz“; und den Schmerz in Versuchungen aus dem Beispiel des weinenden Petrus, und die Freude in solchen aus den Worten des Jakobus10: „Erachtet es als eitel Freude, Band 16, S. 760meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen fallet“.
Und nicht nur um ihrer selbst willen geben sie sich solchen Regungen hin, sondern auch um anderer willen, deren Erlösung sie wünschen, deren Untergang sie fürchten, und über deren Untergang sie betrübt sind, über deren Rettung sie sich freuen. Einen vor allem wollen wir nennen, die wir von den Heiden her in die Kirche Christi gekommen sind, den Lehrer der Heiden im Glauben und in der Wahrheit, den vortrefflichen Helden, der sich seiner Schwachheiten rühmt11, ihn, der mehr als alle seine Mitapostel gearbeitet12 und durch zahlreiche Briefe die Völker Gottes belehrt hat, nicht bloß die, die er vor Augen sah, sondern auch die, die er im Geiste vorhersah. Auf diesen Mann, den Kämpen Christi, der, von ihm belehrt13, aus ihm gesalbt14, mit ihm gekreuzigt15, in ihm glorreich, auf der Schaubühne dieser Welt, wo er für Engel und Menschen zum Schauspiel ward16, den großen Kampf gesetzmäßig17 gekämpft18 und nach dem Siegespreis der von oben erhaltenen Berufung gerungen hat dem entgegen, was vor ihm lag19, auf ihn, sage ich, schauen die Bürger des Gottesstaates und sehen ihn mit Entzücken sich freuen mit den Fröhlichen und weinen mit den Weinenden20, nach außen in Kämpfen, innen in Furcht21, voll Sehnsucht, aufgelöst und mit Christus zu sein22, voll Verlangen, die Römer zu sehen, um auch bei ihnen einige Frucht zu gewinnen23, eifernd für die Korinther und aus Eifersucht fürchtend, es möchten ihre Gemüter verführt werden zum Abfall von der Keuschheit, die in Christus ist24, in großer Traurigkeit und beständigem Schmerz in seinem Herzen25 über die Israeliten, daß sie die Gerechtigkeit Gottes nicht erkennen und ihre eigene aufzurichten Band 16, S. 761suchen und so der Gerechtigkeit Gottes nicht untergeben sind26; nicht nur seinen Schmerz, sondern selbst seine Trauer bekennend über solche, die vorher gesündigt und nicht Buße getan haben über ihre Unlauterkeit und Unzucht27.
Sind derlei Regungen und Leidenschaften, hervorgehend aus der Liebe zum Guten und aus heiliger Zuneigung, Laster zu nennen, gut, so nenne man die wahren Laster Tugenden. Aber da diese Leidenschaften, indem sie in Tätigkeit treten, wo es am Platz ist, der rechten Vernunft folgen, wie dürfte man sie doch Krankheiten (der Seele) oder schlechte Leidenschaften nennen? Daher hat auch der Herr selber, der völlig sündelos war, während seines Erdenwallens in Knechtsgestalt sie walten lassen, wo er es für recht hielt. Und echt war die menschliche Gemütsbewegung bei ihm, der einen wirklichen Menschenleib und einen wirklichen Menschengeist an sich trug. Wenn also von ihm im Evangelium berichtet wird, daß er sich über die Herzenshärte der Juden zornig betrübte28, daß er sagte29: „Ich freue mich um euretwillen, damit ihr glaubet“, daß er bei der Auferweckung des Lazarus Tränen vergoß30, daß er sehnliches Verlangen trug, mit seinen Jüngern das Osterlamm zu essen31, daß seine Seele beim Herannahen des Leidens traurig war32, so ist das natürlich nicht falsch berichtet. Vielmehr hat er solchen Regungen aus bestimmten Rücksichten Eingang verstattet in seinem menschlichen Gemüte, wenn er wollte, so gut wie er Mensch geworden ist, da er wollte.
Indes – das muß man zugeben – gehören derlei Regungen, und zwar auch die rechten und gottgemäßen, ausschließlich dem irdischen Leben an, nicht dem künftigen, das wir erhoffen, und oft genug müssen wir sie auch gegen unsern Willen über uns ergehen lassen. So kommt es vor, daß wir weinen, wo wir nicht wollen — ich meine natürlich hier nicht aus sündiger Begier, sondern aus rechter Liebe. Bei uns sind also diese Band 16, S. 762Regungen Ausdruck der Schwäche, wie sie in der Menschennatur liegt; nicht so aber bei dem Herrn Jesus, der auch die Schwäche in seiner Gewalt hatte. Immerhin würden wir nicht einmal recht leben, wenn wir deren gar keine hätten, solang wir das irdische Leben mit seinen Schwächen zu führen haben. Wo der Apostel wider gewisse Leute Tadel und verdammendes Urteil ausspricht, nennt er auch als einen ihrer Fehler, daß sie „ohne Gemütserregung“ seien33. Auch der heilige Psalm sagt in vorwurfsvollem Tone34: „Ich wartete, ob einer mittrauere, und es fand sich keiner“. Völlige Unempfindlichkeit gegen den Schmerz während unseres Verweilens an dieser Stätte des Elends kann in der Tat, wie auch einer von den Gelehrten dieser Welt empfand und aussprach35, „nur sehr teuer erkauft werden, nur um den Preis seelischer Gefühllosigkeit und körperlicher Stumpfheit“. Was also die Griechen ἀπάθεια nennen36, das ist etwas sehr Schönes und Wünschenswertes, wenn es dahin zu verstehen ist (man gebraucht das Wort nämlich von einem geistigen, nicht von einem körperlichen Zustand), daß man frei von solchen Leidenschaften leben soll, die im Gegensatz zur Vernunft auftreten und den Geist verwirren, aber es ist nicht einmal in diesem Sinne dem irdischen Leben beschieden. Nehmen doch gerade die frömmsten, gerechtesten, heiligsten Menschen, nicht etwa die Dutzendmenschen, das Wort für sich in Anspruch37: „Wenn wir sagen, wir hätten keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns“. Also dann wird eine derartige ἀπάθεια vorhanden sein, wenn sich im Menschen keine Sünde finden wird. Einstweilen jedoch lebt man gut genug, « wenn » ohne schweren Fehl; wer dagegen ohne Sünde zu leben vermeint, bringt damit die Sünde nicht weg, sondern beraubt sich so der Verzeihung. Ist aber ἀπάθεια dahin zu verstehen, daß eine Leidenschaft an Band 16, S. 763den Geist überhaupt nicht herankommen kann, so ist sie ja der reinste Stumpfsinn, schlimmer als alle Gebrechen miteinander. Die vollkommene Glückseligkeit schließt also, so könnte man etwa sagen, wohl den Stachel der Furcht und jegliche Traurigkeit aus, aber daß es dort keine Liebe und keine Freude geben werde, kann man nur in offenbarem Widerspruch mit der Wahrheit behaupten. Ist endlich ἀπάθεια ein Zustand, worin keine Furcht schreckt und kein Leid quält, so muß man sich im gegenwärtigen Leben vor ihr hüten, wenn man recht, d. i. gottgemäß leben will; im jenseitigen glückseligen Leben allerdings, dem ewige Dauer verheißen ist, ist diese Art von ἀπάθεια ohne Einschränkung zu erhoffen. Denn die Furcht, von der der Apostel Johannes sagt38: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat Pein; wer aber Furcht hat, ist nicht vollkommen in der Liebe“, diese Furcht ist von anderer Art als die des Apostels Paulus, die Korinther möchten durch die List der Schlange verführt werden39. Eine solche Furcht nämlich, wie Paulus da meint, ist der Liebe eigen, ja ihr allein eigen, dagegen die Furcht, von der Johannes spricht, gehört einer Art an, die mit der Liebe nichts gemein hat und von der der Apostel Paulus seinerseits sagt40: „Denn nicht habt ihr empfangen den Geist der Knechtschaft, um euch wiederum zu fürchten“. Die keusche Furcht jedoch, die in die Weltzeit der Weltzeiten fortdauert41, ist, wenn sie in der künftigen Weltzeit ebenfalls statthat (und anders kann man das Fortdauern in die Weltzeit der Weltzeiten kaum auffassen), nicht die Furcht, die vor einem Übel erschrickt, das eintreten kann, sondern eine Furcht, die festhält an einem Gute, das man nicht verlieren kann. Denn wo die Liebe zu dem erreichten Gut unwandelbar ist, da ist ohne Frage die Furcht vor dem Übel, das es zu meiden gilt, sozusagen sorglos. Unter keuscher Liebe versteht man eben die Willensrichtung, kraft deren es für uns eine Band 16, S. 764Notwendigkeit sein wird, nicht sündigen zu wollen und die Sünde zu meiden aus dem sicheren Gefühl des Besitzes der Liebe, nicht aus Besorgnis, unsere Schwäche möchte uns etwa in Sünden fallen lassen. Oder aber es kann überhaupt keine Art von Furcht statthaben in jener völligen Sicherheit immerwährender glückseliger Freuden, und dann ist der Ausspruch: „Die Furcht des Herrn dauert fort in die Weltzeit der Weltzeiten“ in demselben Sinne zu verstehen, in dem es heißt42: „Die Geduld der Armen wird nicht verloren sein in Ewigkeit“. Denn die Geduld als solche wird auch nicht ewig fortdauern, weil sie nur da nötig ist, wo Übel zu ertragen sind; sondern ewig wird das fortdauern, wohin man gelangt durch Geduld. Und so mag es wohl deshalb von der keuschen Furcht heißen, daß sie fortdauere in die Weltzeit der Weltzeiten, weil das fortdauern wird, wohin die Furcht als solche geleitet.
Die Sache verhält sich also so: man muß ein rechtschaffenes Leben führen, um zum glückseligen Leben zu gelangen, und bei rechtschaffener Lebensführung sind alle jene Gemütserregungen auf das rechte Ziel gerichtet, bei verkehrter sind sie verkehrt. Das glückselige und zugleich ewige Leben aber wird zwar die Liebe in sich schließen und die Freude, beides nicht bloß auf das rechte Ziel gerichtet, sondern auch gesichert, nicht aber Furcht und Schmerz. Daraus wird schon einigermaßen klar, wie sich die Bürger des Gottesstaates, indem sie nach dem Geiste, nicht nach dem Fleische wandeln, d. i. gottgemäß, nicht nach dem Menschen, auf der irdischen Pilgerschaft verhalten sollen und wie sie in jener Unsterblichkeit, nach der sie trachten, beschaffen sein werden. Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen. Und finden sich Bürger darin, die solche Regungen zu Band 16, S. 765zügeln und zu mäßigen scheinen, so sind sie in ihrer Gottlosigkeit so hochmütig und stolz, daß sie eben durch ihre Mäßigung reichlich an Dünkel zusetzen, was sie sich an Leiden ersparen. Und wenn manche etwa — selten ist solcher Aberwitz, aber um so unnatürlicher — das an sich besonders hochschätzen, daß sie von gar keiner Gemütsbewegung gehoben und angestachelt oder gebeugt und niedergedrückt werden, ach, so haben sie ihre ganze Menschlichkeit eingebüßt, ohne doch wahre Ruhe des Gemütes zu gewinnen. Unbeweglich ist noch nicht ohne weiters recht beschaffen, und gefühllos nicht auch schon gesund.
Oben IX 4, 5. ↩
Vgl. Röm. 8, 23. ↩
1 Kor. 15, 54. ↩
Matth. 24. 12. ↩
Ebd. 10, 22. ↩
1 Joh. 1, 8. ↩
2 Kor. 9, 7. ↩
Gal. 6, 1. ↩
Ps. 25, 2. ↩
Jak. 1, 2. ↩
2 Kor. 12, 5. ↩
1 Kor. 15, 10. ↩
Gal. 1, 12. ↩
2 Kor. 1, 21. ↩
Gal. 2, 19. ↩
1 Kor. 4, 9. ↩
2 Tim. 2, 5. ↩
Ebd. 4, 7. ↩
Phil. 3, 13 f. ↩
Röm. 12, 15. ↩
2 Kor. 7, 5. ↩
Phil. 1, 23. ↩
Röm. 1, 11; 13. ↩
2 Kor. 11, 2 f. ↩
Röm. 9, 2. ↩
Röm. 10, 3. ↩
2 Kor. 12, 21. ↩
Mark. 3, 5. ↩
Joh. 11, 15. ↩
Ebd. 11, 35. ↩
Luk. 22, 15. ↩
Matth. 26, 38. ↩
Röm. 1, 31. ↩
Ps. 68, 21. ↩
Cicero, Tusc. 3, 6. ↩
impassibilitas im Lateinischen, wenn die Sprache das Wort hätte ↩
1 Joh. 1, 8. ↩
1 Joh. 4, 18. ↩
2 Kor. 11, 3. ↩
Röm. 8, 15. ↩
Ps. 18, 10. ↩
Ps. 9, 19. ↩
Edition
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De civitate Dei (CCSL)
Caput IX: De perturbationibus animi, quarum adfectus rectos habet uita iustorum.
Verum his philosophis, quod ad istam quaestionem de animi perturbationibus adtinet, iam respondimus in nono huius operis libro, ostendentes eos non tam de rebus, quam de uerbis cupidiores esse contentionis quam ueritatis. apud nos autem iuxta scripturas sanctas sanamque doctrinam ciues sanctae ciuitatis dei in huius uitae peregrinatione secundum deum uiuentes metuunt cupiunt que, dolent gaudent que, et quia rectus est amor eorum, istas omnes adfectiones rectas habent. metuunt poenam aeternam, cupiunt uitam aeternam; dolent in re, quia ipsi in se met ipsis adhuc ingemescunt adoptionem expectantes, redemptionem corporis sui; gaudent in spe, quia fiet sermo, qui scriptus est: absorpta est mors in uictoriam. item metuunt peccare, cupiunt perseuerare; dolent in peccatis, gaudent in operibus bonis. ut enim metuant peccare, audiunt: quoniam abundabit iniquitas, refrigescet caritas multorum; ut cupiant perseuerare, audiunt quod scriptum est: qui perseuerauerit usque in finem, hic saluus erit; ut doleant in peccatis, audiunt: si dixerimus quia peccatum non habemus, nos ipsos seducimus, et ueritas in nobis non est; ut gaudeant in operibus bonis, audiunt: hilarem datorem diligit deus. item sicuti se infirmitas eorum firmitasque habuerit, metuunt tentari, cupiunt tentari; dolent in tentationibus, gaudent in tentationibus, ut enim metuant tentari, audiunt: si quis praeoccupatus fuerit in aliquo delicto, uos, qui spiritales estis, instruite huiusmodi in spiritu mansuetudinis, intendens te ipsum, ne et tu tenteris; ut autem cupiant tentari, audiunt quendam uirum fortem ciuitatis dei dicentem: proba me, domine, et tenta me; ure renes meos et cor meum; ut doleant in tentationibus, uident Petrum flentem; ut gaudeant in tentationibus, audiunt Iacobum dicentem: omne gaudium existimate, fratres mei, cum in tentationes uarias incideritis. non solum autem propter se ipsos his mouentur adfectibus, uerum etiam propter eos, quos liberari cupiunt et ne pereant metuunt, et dolent si pereunt et gaudent si liberantur. illum quippe optimum et fortissimum uirum, qui in suis infirmitatibus gloriatur, ut eum potissimum commemoremus, qui in ecclesiam Christi ex gentibus uenimus, doctorem gentium in fide et ueritate, qui et plus omnibus suis coapostolis laborauit et pluribus epistulis populos dei, non eos tantum, qui praesentes ab illo uidebantur, uerum etiam illos, qui futuri praeuidebantur, instruxit; illum, inquam, uirum, athletam Christi, doctum ab illo, unctum de illo, crucifixum cum illo, gloriosum in illo, in theatro huius mundi, cui spectaculum factus est et angelis et hominibus, legitime magnum agonem certantem et palmam supernae uocationis in anteriora sectantem, oculis fidei libentissime spectant gaudere cum gaudentibus, flere cum flentibus, foris habentem pugnas, intus timores, cupientem dissolui et esse cum Christo, desiderantem uidere Romanos, ut aliquem fructum habeat et in illis sicut et in ceteris gentibus, aemulantem Corinthios et ipsa aemulatione metuentem, ne seducantur eorum mentes a castitate, quae in Christo est, magnam tristitiam et continuum dolorem cordis de Israelitis habentem, quod ignorantes dei iustitiam et suam uolentes constituere iustitiae dei non essent subiecti; nec solum dolorem, uerum etiam luctum suum denuntiantem quibusdam, qui ante peccauerunt et non egerunt paenitentiam super inmunditia et fornicationibus suis. hi motus, hi adfectus de amore boni et de sancta caritate uenientes si uitia uocanda sunt, sinamus, ut ea, quae uere uitia sunt, uirtutes uocentur. sed cum rectam rationem sequantur istae adfectiones, quando ubi oportet adhibentur, quis eas tunc morbos seu uitiosas passiones audeat dicere? quamobrem etiam ipse dominus in forma serui agere uitam dignatus humanam, sed nullum habens omnino peccatum adhibuit eas, ubi adhibendas esse iudicauit. neque enim, in quo uerum erat hominis corpus et uerus hominis animus, falsus erat humanus adfectus. cum ergo eius in euangelio ista referuntur, quod super duritia cordis Iudaeorum cum ira contristatus sit, quod dixerit: gaudeo propter uos, ut credatis, quod Lazarum suscitaturus etiam lacrimas fuderit, quod concupiuerit cum discipulis suis manducare pascha, quod propinquante passione tristis fuerit anima eius, non falso utique referuntur. uerum ille hos motus certae dispensationis gratia ita cum uoluit suscepit animo humano, ut cum uoluit factus est homo. proinde, quod fatendum est, etiam cum rectas et secundum deum habemus has adfectiones, huius uitae sunt, non illius, quam futuram speramus, et saepe illis etiam inuiti cedimus. itaque aliquando, quamuis non culpabili cupiditate, sed laudabili caritate moueamur, etiam dum nolumus flemus. habemus ergo eas ex humanae condicionis infirmitate; non autem ita dominus Iesus, cuius et infirmitas fuit ex potestate. sed dum uitae huius infirmitatem gerimus, si eas omnino nullas habeamus, tunc potius non recte uiuimus. uituperabat enim et detestabatur apostolus quosdam, quos etiam esse dixit sine adfectione. culpauit etiam illos sacer psalmus, de quibus ait: sustinui qui simul contristaretur, et non fuit. nam omnino non dolere, dum sumus in hoc loco miseriae, profecto, sicut quidam etiam apud saeculi huius litteratos sensit et dixit, non sine magna mercede contingit inmanitatis in animo, stuporis in corpore. quocirca illa, quae ἀπάθεια Graece dicitur - quae si Latine posset inpassibilitas diceretur - , si ita intellegenda est - in animo quippe, non in corpore accipitur - , ut sine his adfectionibus uiuatur, quae contra rationem accidunt mentemque perturbant, bona plane et maxime optanda est, sed nec ipsa huius est uitae. non enim qualiumcumque hominum uox est, sed maxime piorum multumque iustorum atque sanctorum: si dixerimus, quoniam peccatum non habemus, nos ipsos seducimus et ueritas in nobis non est. tunc itaque ἀπάθεια ista erit, quando peccatum in homine nullum erit. nunc uero satis bene uiuitur, si sine crimine; sine peccato autem qui se uiuere existimat, non id agit, ut peccatum non habeat, sed ut ueniam non accipiat. porro si ἀπάθεια illa dicenda est, cum animum contingere omnino non potest ullus adfectus, quis hunc stuporem non omnibus uitiis iudicet esse peiorem? potest ergo non absurde dici perfectam beatitudinem sine stimulo timoris et sine ulla tristitia futuram; non ibi autem futurum amorem gaudiumque quis dixerit, nisi omni modo a ueritate seclusus? si autem ἀπάθεια illa est, ubi nec metus ullus exterret nec angit dolor, auersanda est in hac uita, si recte, hoc est secundum deum, uiuere uolumus; in illa uero beata, quae sempiterna promittitur, plane speranda est. timor namque ille, de quo dicit apostolus Iohannes: timor non est in caritate, sed perfecta caritas foras mittit timorem, quia timor poenam habet; qui autem timet, non est perfectus in caritate, non est eius generis timor, cuius ille, quo timebat apostolus Paulus, ne Corinthii serpentina seducerentur astutia; hunc enim timorem habet caritas, immo non habet nisi caritas; sed illius generis est timor, qui non est in caritate, de quo ipse apostolus Paulus ait: non enim accepistis spiritum seruitutis iterum in timore. timor uero ille castus permanens in saeculum saeculi, si erit et in futuro saeculo - nam quo alio modo potest intellegi permanere in saeculum saeculi - , non est timor exterrens a malo quod accidere potest, sed tenens in bono quod amitti non potest. ubi enim boni adepti amor inmutabilis est, profecto, si dici potest, mali cauendi timor securus est. timoris quippe casti nomine ea uoluntas significata est, qua nos necesse erit nolle peccare, et non sollicitudine infirmitatis, ne forte peccemus, sed tranquillitate caritatis cauere peccatum. aut si nullius omnino generis timor esse poterit in illa certissima securitate perpetuorum felicium que gaudiorum, sic est dictum: timor domini castus permanens in saeculum saeculi, quemadmodum dictum est: patientia pauperum non peribit in aeternum. neque enim aeterna erit ipsa patientia, quae necessaria non est, nisi ubi toleranda sunt mala; sed aeternum erit, quo per patientiam peruenitur. ita fortasse timor castus in saeculum saeculi dictus est permanere, quia id permanebit, quo timor ipse perducit. quae cum ita sint, quoniam recta uita ducenda est, qua perueniendum sit ad beatam, omnes adfectus istos uita recta rectos habet, peruersa peruersos. beata uero eademque aeterna amorem habebit et gaudium non solum rectum, uerum etiam certum; timorem autem ac dolorem nullum. unde iam apparet utcumque, quales esse debeant in hac peregrinatione ciues ciuitatis dei, uiuentes secundum spiritum, non secundum carnem, hoc est secundum deum, non secundum hominem, et quales in illa, quo tendunt, inmortalitate futuri sint. ciuitas porro, id est societas, inpiorum non secundum deum, sed secundum hominem uiuentium et in ipso cultu falsae contemptuque uerae diuinitatis doctrinas hominum daemonumue sectantium his adfectibus prauis tamquam morbis et perturbationibus quatitur. et si quos ciues habet, qui moderari talibus motibus et eos quasi temperare uideantur, sic inpietate superbi et elati sunt, ut hoc ipso sint in eis maiores tumores, quo minores dolores. et si nonnulli tanto inmaniore, quanto rariore uanitate hoc in se ipsis adamauerint, ut nullo prorsus erigantur et excitentur, nullo flectantur atque inclinentur adfectu: humanitatem totam potius amittunt, quam ueram adsequuntur tranquillitatem. non enim quia durum aliquid, ideo rectum, aut quia stupidum est, ideo sanum.