Sechstes Hauptstück.
Ich bitte euch aber bei der Barmherzigkeit des Herrn, daß, weil ich zu euch über göttliche Dinge und über das reine Bewußtseyn unseres Glaubens, wie ihr gewollt habt, in diesem Schreiben sprechen werde, Keiner glaube, vor dem Ende der Erörterung nach dem Anfange des Schreibens über mich ein Urtheil fällen zu müssen. Denn es ist unbillig, ohne den Sinn des Gesagten bis an das Ende zu wissen, eine vorläufige Meinung aus dem Anfange, dessen Grund man noch nicht kennt, zu fassen; indem man nicht über den Anfang, um zur Kenntniß zu gelangen, sondern über das Vollendete bei der Erkenntniß urtheilen darf. Denn ich hege, S. 349 wie der Herr meine Gesinnung kennt, keine Besorgniß euretwegen, sondern wegen Einiger, welche bei sich zu vorsichtig und klug sind, und nicht wissen, daß ihnen durch den heiligen Apostel befohlen ist, nicht überklug zu seyn; diese möchten, fürchte ich, nicht alles, was von mir deutlich und vollständig dargestellt werden soll, erkennen, sondern es vermeiden wollen, die Wahrheit aus einer vollständigen Darstellung kennen zu lernen. Wer immer dieses zu lesen und zum Gegenstande seiner Aufmerksamkeit zu machen sich vorgenommen hat, der gewähre sich und mir ein gewisses Maß gläubiger Geduld, und gehe Alles genau bis an das Ende durch. Denn vielleicht wird diese ganze Erörterung meines Glaubens bewirken, daß theils die diebischen Ketzer in demjenigen nicht täuschen können, worin sie täuschen wollen, theils die vollkommenen Katholiken das, wornach sie streben, erlangen.
