Einundachtzigstes Hauptstück.
Ich sehe, daß euer Brief über die Erklärung des Homousions und des Homöusions, dessen Vorlesung Valens, Ursacius und Germinius zu Sirmium verlangt haben, in Manchem mit eben so viel Umsicht als Freimüthigkeit geschrieben ist. Und selbst die Erklärung des Homousions und des Homöusions hat keine Schwierigkeit übrig gelassen. Und zwar sind wir, was das Homöusion betrifft, welches die Aehnlichkeit der Wesenheit bezeichnet, in unsern Ansichten einig. Da ihr aber von dem Homousson handeltet, welches die Einheit der Wesenheit bedeutet, erklärtet ihr, es müsse erstens deßwegen verworfen werden, weil vermöge der Bedeutung dieses Wortes eine frühere Substanz angenommen würde, welche zwei unter sich getheilt hätten. Ich erkenne das Fehlerhafte in der Ansicht. Verrucht ist diese Meinung; sie muß durch einstimmiges Urtheil von der Kirche verworfen werden. Zweitens habt ihr auch dieses beigefügt, daß unsere Väter, da Paulus von Samosata als Ketzer erklärt wurde, auch das Homöusion verworfen haben; weil er dieser Benennung Einer Wesenheit zu Folge vorgab, der Alleinige und Einzige sey sich Vater und Sohn. Und dieses hält die Kirche auch jetzt noch allerdings für äußerst gottlos, das eigenthümliche Bestehen der Personen zu läugnen, und in diesen Erklärungen der Namen den Vater und den Sohn auf das vereinzelnte Bestehen eines Einzigen und Einer Person zurückzuführen. Drittens wurde auch dieser Grund, das Homousion zu verwerfen, von euch erwähnt; weil in der Synode, welche zu Nicäa Statt fand, unsere Väter, durch diejenigen, welche den Sohn ein Geschöpf nannten, genöthigt, den Ausdruck Homousion eingeführt hätten, welchen man deßwegen nicht annehmen dürfe, weil er in der Schrift nirgends gefunden würde. Daß dieses von euch gesagt wurde, wundert mich sehr. Denn wenn das Homousion wegen der Neuheit des Wortes verworfen S. 410a34 werden soll, so fürchte ich, es möchte auch das Homöusion Gefahr laufen, weil es in der Schrift nirgends gefunden wird.
