17.
Doch nachdem die Darlegung die klippenreichen und schwierigen Stellen hinter sich hat, müssen jetzt die Segel aufgespannt werden. Ich habe mich noch zu befassen mit seinen Schlußbemerkungen, in welchen er sich einen wissenschaftlichen Anstrich gibt indem er Tertullian als Zeugen anführt und sich auf Aussprüche des Viktorinus, des Bischofs von Pettau, stützt1 . In Betreff Tertullians sage ich nur, daß er nicht zur Kirche gehört. Bezüglich Viktorins gilt, was auch von den Evangelisten, daß er nur von Brüdern des Herrn, nicht von Söhnen Marias gesprochen hat. Brüder aber nennt er sie in dem oben dargelegten Sinne von Verwandten, nicht in der eigentlichen Bedeutung des Wortes. Doch wir geben uns hier mit Kleinigkeiten ab und folgen dem Bächlein von Meinungen, während wir den Quell der Wahrheit verlassen haben. Kann ich gegen dich nicht die ganze Reihe der alten Schriftsteller anführen : Ignatius, Polykarpus, Irenäus, Justinus den Märtyrer und viele andere S. 286apostolische und beredte Männer2 , welche gegen Ebion3 Theodotus von Byzanz4 und Valentinus5 in voller Übereinstimmung Schriften voller Weisheit verfaßt haben? Wenn du diese einmal gelesen hättest, dann würdest du klüger sein. Doch ich ziehe es vor, kurz auf die Einzelheiten zu erwidern, anstatt infolge allzu großer Umständlichkeit meine Schrift zu sehr in die Länge zu ziehen.
Tertullian spricht Maria die virginitas in partu ab in der Schrift „De carne Christi“ c. 23. Über des Viktorinus Stellung zur Jungfräulichkeit Mariae ist nichts Näheres zu ermitteln. ↩
Grützmachier [1, 272] wird Recht haben mit der Ansicht, daß Hieronymus solche Stellen im Auge hat, welche von der jungfräulichen Geburt Jesu handeln, ohne daß sie speziell zur Jungfräulichkeit Maria nach der Geburt Stellung nehmen. ↩
Diese geschichtlich nicht gesicherte Persönlichkeit wird von Epiphanius [Haereses c. 30] als Stifter der judenchristlichen Sekte der Ebioniten genannt. ↩
Ein weiter nicht bekannter Schüler des Gnostikers Valentinus ↩
Valentinus, der geistvollste Vertreter der hellenisierenden Gnosis [0. Bardenhewer, Patrologie, Freiburg 1911, 61], hielt sich zu Rom auf von etwa 135 bis etwa 160. ↩
