2.
Der Bruder Rufinus, der mir besonders in Liebe verbunden ist, soll mit der heiligen Melania von Ägypten nach Jerusalem gekommen sein. Nimm es mir, bitte, nicht übel, wenn ich Dich ersuche, ihm den beigefügten Brief auszuhändigen. Beurteile mich aber nicht nach seinen Tugenden; denn an ihm kannst Du ausgesprochene Zeichen der Heiligkeit wahrnehmen» Ich bin nur Staub und ein armseliges Häufchen Erde, zu meinen Lebzeiten schon Asche. 1 Ich bin schon zufrieden, wenn meine schwachen Augen den Glanz seiner Tugenden ertragen können. Er hat sich vor kurzem gewaschen und ist rein 2 und weiß wie Schnee. 3 Ich aber bin mit allem Schmutz der Sünde behaftet und halte mich Tag und Nacht vor Angst zitternd bereit, den letzten Heller zu zahlen. 4 Aber weil der Herr die, die in Ketten sind, losbindet 5 und auf dem ruht, der in Demut vor seinen Worten zittert, 6 so wird er vielleicht auch zu mir, der ich im Grabe meiner Sünden liege, sagen: „Hieronymus, komme heraus!“ 7 Der heilige Priester Evagrius läßt Dich recht herzlich grüßen. Auch dem Bruder Martinianus 8 S. 12 entbieten wir gemeinschaftlich unseren Gruß. Gerne möchte ich ihn besuchen, aber meine Krankheit kettet mich hier fest.
Job 30, 19. ↩
Is. 1, 16. ↩
Ps. 50, 9. ↩
Matth. 5, 26. ↩
Ps. 145, 7. ↩
Is. 66, 2. ↩
Joh. 11, 43. ↩
Nicht näher bekannt. Vallarsi (M PL XXII 336i) denkt wohl mit Unrecht an einen griechischen Einsiedler dieses Namens, der in der Nähe seiner Geburtsstadt Caesarea in Palästina sein Eremitenleben begonnen hat (vgl. Stadler, Heiligen-Lexikon IV, Augsburg 1875, 268 f.). ↩
