3.
Aber Du sollst nicht meinen, daß ich Deine Gaben S. 38 herabsetze. Ich erhielt ja auch ein Körbchen, gefüllt mit herrlichen, in jungfräulicher Schamröte leuchtenden Kirschen, die ich im Augenblick von Lucullus überbracht wähnte. Hat er ja doch nach der Unterwerfung von Pontus und Armenien als erster diese Art Frucht aus Kerasus nach Rom gebracht. Deshalb hat ja auch der Baum seinen Namen nach seiner Heimat erhalten. 1 Da nun in der Hl. Schrift von einem mit Feigen gefüllten Korbe die Rede ist, 2 während Kirschen in ihr nicht erwähnt werden, so will ich in der Stelle, an der der Feigenkorb erwähnt wird, die Frucht verherrlichen, die mir überreicht wurde. Ich wünsche also, daß Du den Feigen gleichest, welche vor den Tempel Gottes hingestellt werden, von denen Gott sagt: „Sie sind gut, sehr gut.“ 3 Denn der Erlöser liebt nichts Mittelmäßiges. Das Kalte verachtet er zwar nicht, aber am Warmen hat er seine Freude. Von den Lauen jedoch spricht er in der Apokalypse, daß er sie ausspeien will. 4 Deshalb wollen wir recht sorgfältig darauf achten, daß wir den Festtag nicht feiern durch ein Übermaß an Speise, sondern durch geistige Erquickung. Denn es wäre sehr albern, durch überreiche Sättigung den Märtyrer feiern zu wollen, von dem wir wissen, daß er durch Fasten Gott zu gefallen suchte. Du mußt Dich mit dem Essen stets so einrichten, daß auf die Mahlzeit Gebet und geistliche Lesung folgen kann. Wem diese Mahnung nicht passen sollte, dem halte das Wort des Apostels vor: „Wenn ich noch nach der Menschen Anerkennung trachten möchte, dann wäre ich keine Magd Gottes.“ 5 S. 39
L Lic. Lucullus besiegte 69 v. Chr. den König von Pontus, Mithridates VI., und dessen Schwiegersohn, den König Tigranes von Armenien, in den Schlachten bei Tigranocerta und Artaxata. Nach Plinius (hist. nat. XV 25, 102) brachte er aus Kerasus am Schwarzen Meere den Kirschbaum (cerasus) nach Rom. ↩
Jer. 24, 2. ↩
Ebd. 24, 1. 3. ↩
Offenb. 3, 15 f. ↩
Gal. 1, 10. ↩
