3.
Wir haben bereits ein gut Teil unseres Lebenslaufes in unentschiedenem Schwanken hinter uns. Mancher Sturmwind hat unser Schifflein erschüttert, manchmal ist es auf Klippen geraten und leck geworden. Deshalb wollen wir so bald wie möglich uns in die stille Verborgenheit des Landlebens wie in einen sicheren Hafen zurückziehen. Dort sei unsere Nahrung Schwarzbrot und Kohl, den wir selbst begossen haben, ferner Milch, überhaupt die ländlichen Leckerbissen. Sie sind zwar schlicht, dafür aber auch um so harmloser. Bei solcher Lebensweise wird uns weder der Schlaf vom Gebete noch die Übersättigung von der Lesung abhalten. Ist es Sommer, dann mag ein stilles Plätzchen unter einem Baume uns Schatten spenden. Naht der Herbst, so werden die milde Luft und die auf dem Boden umhergestreuten Blätter zur Rast einladen. Im Frühling leuchten die Fluren im Blumenschmuck, und beim lockenden Gesang der Vögel singen sich die Psalmen noch einmal so angenehm. Wird es Winter, setzen Kälte und Schnee ein, dann werde ich kein Holz kaufen. Trotzdem wird mir wärmer sein, mag ich nun wachen oder schlafen. Sicherlich, das weiß ich, werde ich nicht schlimmer frieren als hier. Ich frage nichts nach Rom und seinem lärmenden Treiben. Mögen die Gladiatoren in der Arena wütend gegeneinander losstürmen, mag man im Zirkus rasen, mögen die Theater ihren Luxus entfalten! Mag man sich, um schließlich auch auf unseren Zirkel zu kommen, Tag um Tag im Kreise der vornehmen Frauen zusammenfinden, für uns ist es gut, Gott anzuhängen und auf den S. 49 Herrn unsere Hoffnung zu setzen. 1 Haben wir dann einmal für diese unsere selbstgewählte Armut den Himmel eingetauscht, dann können wir sprechen: „Was habe ich im Himmel, und was liebe ich auf Erden außer dir?“ 2 Wo solcher Reichtum uns im Himmel erwartet, muß es uns da nicht schmerzen, hier auf Erden nichtigen und hinfälligen Dingen nachzugehen?
