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Œuvres Thomas d'Aquin (1225-1274) Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 43

Sechster Artikel. Die vollkommenen Seelen geben kein Ärgernis.

a) Dies scheint aber der Fall zu sein. Denn: I. Matth. 15. heißt es: „Weißt du wohl, daß die Pharisäer beim Anhören dieses Wortes Ärgernis genommen haben.“ Also gab der Herr Ärgernis. II. Petrus hat, nachdem er bereits den heiligen Geist empfangen, den aus den Heiden bekehrten Christen Ärgernis gegeben, nach Gal. 2.: „Da ich gesehen hatte, daß sie nicht recht lebten nach der Wahrheit des Evangeliums, sagte ich zu Cephas (d. i. Petrus) vor allen: Wenn Du als Jude nicht jüdisch (d. h. nach dem Alten Gesetze) lebst, wie kannst Du die aus den Heiden Bekehrten zwingen, so zu leben.“ III. Ärgernis geben ist bisweilen läßliche Sünde. Läßliche Sünden aber sind manchmal in den vollkommenen Seelen. Auf der anderen Seite ist Ärgernis geben weit mehr gegen die Vollkommenheit wie Ärgernis nehmen; also kann es noch weniger in vollkommenen Seelen sich finden.

b) Ich antworte; Ärgernis geben schließt immer etwas Ungeregeltes ein. Die vollkommenen Seelen aber handeln gemäß der Regel der Vernunft, nach 1. Kor. 14.: „Alles soll in Ehren und gemäß der Ordnung geschehen.“ Und mangelt wirklich etwas Vorsicht und Mäßigung in ihrem Wirten, so ist dies so wenig, daß daran vernünftigerweise man kein Ärgernis nehmen kann.

c) I. Ärgernis nehmen kommt immer von etwas Anderem, was wirksam ist. Aber dieses Andere kann in denen selbst sein, welche Ärgernis nehmen; so daß sie an sich selber Ärgernis nehmen. II. Petrus sündigte nach Augustin (ep. 28, 40, 71.) durch Mangel an Vorsicht aus menschlicher Schwäche. Aber dies war keine so grohe Sünde, daß andere mit Recht daran hätten Ärgernis nehmen können. Also nahmen letztere an sich selber Ärgernis. III. Die läßlichen Sünden der vollkommenen Seelen bestehen zumal in plötzlich aufsteigenden Bewegungen, welche, da sie im Innern verborgen sind, nicht geeignet erscheinen, um Ärgernis zu geben.

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