Erster Artikel. Wiedererstattung ist eine Thätigkeit der Tauschgerechtigkeit.
a) Dem scheint nicht so. Denn: I. Die Gerechtigkeit richtet sich auf den Charakter des Geschuldeten. Wie aber geschenkt werden kann, was nicht geschuldet wird; so kann auch wiedererstattet werden, was nicht geschuldet ist. II. Was bereits verflossen ist und nicht mehr besteht, kann nicht wiedererstattet werden. Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit beschäftigen sich aber mit Thätigsein und Leiden; was nicht bleibt, sondern vorübergeht. Also hat die Wiedererstattung nichts zu thun mit der Gerechtigkeit. III. Wiedererstatten will sagen ersetzen das, was entzogen worden ist. Aber auch in der verteilenden Gerechtigkeit kann der verteilende jemandem weniger geben als dieser haben sollte. Also ist Wiedererstatten ebenso eine Thätigkeit der verteilenden Gerechtigkeit und nicht bloß der ein- und austauschenden. Auf der anderen Seite ist das Wiedererstatten entgegengesetzt dem Hinwegnehmen. Das Hinwegnehmen fremden Gutes aber ist ein Akt der Ungerechtigkeit im Ein- und Austausche. Also gehört das Wiedererstatten der Tauschgerechtigkeit an.
b) Ich antworte; „Wiedererstatten“ will sagen etwas wieder auf die Stätte setzen, wo es hin gebührt; also ist da ein Gleichmaß zwischen der einen Sache und der anderen, was der Tauschgerechtigkeit angehört. Sonach ist Wiedererstatten ein Akt der Tauschgerechtigkeit; mag man etwas zurückgeben, was man mit dem Willen des anderen hatte wie beim Anvertrauten, oder etwas was man gegen des anderen Willen hatte wie beim Diebstahle.
c) I. Was dem anderen nicht geschuldet wird, das ist eigentlich nicht sein, mag es auch manchmal ihm zugehört haben; es ist also vielmehr eine neue Schenkung als eine Wiedererstattung. Die Ähnlichkeit liegt bloß darin, daß die betreffende Sache materiell die gleiche ist. II. „Wiedererstatten“ heißt zuvörderst an die alte Stätte wiederbringen; also bezieht sich dies vorzugsweise auf äußerliche Dinge, welche im selben Zustande bleiben. Und wie von solchen Dingen der Name des Anspruches oder des Besitzes abgeleitet worden ist auf Thätigsein und Leiden, was auf die Achtung vor einer Person oder auf das ihr angethaene Unrecht sich bezieht, so wird auch davon der Ausdruck „Wiedererstattung“ gebraucht. Denn obgleich das Thätigsein oder das Leiden selber nicht bleibt, so bleibt es doch in der Wirkung; sei es im Körper bei körperlicher Mißhandlung, sei es in der Meinung der Menschen bei Ehrabschneiden u. dgl. III. Giebt der verteilende jemandem weniger als dieser verdiente, so ist das schon Tauschgerechtigkeit; denn es wird da Sache mit Sache verglichen, so daß je weniger er empfing als er verdiente, er desto mehr noch empfangen muß.
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