Dritter Artikel. Es genügt, einfach das zurückzugeben, was abgenommen worden ist.
a) Das genügt nicht. Denn: 3. Exod. 22. heißt es: „Wenn jemand einen Ochsen gestohlen hat oder ein Schaf, und es getötet oder verkauft hat, so soll er fünf Ochsen wiedererstatten für den einen und vier Schafe für das eine.“ II. Nach Luk. 19. wollte Zachäus das Vierfache zurückgeben. „Was aber geschrieben ist, das ist zu unserer Nachachtung geschrieben.“ (Röm. 15.) III. Niemandem kann man gerechterweise wegnehmen, was er nicht zu geben nötig hat. Der Richter nimmt aber von demjenigen, der gestohlen hat, als Strafe mehr als dieser gestohlen. Auf der anderen Seite hat die Wiedererstattung den Zweck, das Gleichmaß der Gerechtigkeit herzustellen. Wer aber einfach zurückgiebt, was er gestohlen, der stellt das Gleichgewicht wieder her.
b) Ich antworte, zwei Dinge seien hier zu erwägen: 1. Die Ungleichheit von seiten der Sache; — 2. die Schuld der Ungerechtigkeit. Die erstere kann sein ohne die Schuld, wie beim Leihen; dagegen kann die Schuld vorhanden sein ohne die Ungleichheit in der objektiven Sachlage, wie wenn jemand beabsichtigt, Gewalt zu gebrauchen, aber nicht durchkommt. Die Ungleichheit von seiten der Sache wird gehoben durch die Wiedererstattung; und danach genügt es so viel einfach wiederzugeben als fortgenommen worden ist. Die Schuld wird gesühnt durch die Strafe, die vom Richter bestimmt wird. Vor der Bestimmung der Strafe also ist bloß einfach wiederzugeben, was entnommen worden; nach der Verurteilung kommt die Strafe hinzu.
c) I. In dieser Vervielfachung liegt die Strafe, welche der Richter zu verhängen hat. An die richterlichen Gebote im Alten Bunde aber ist jetzt niemand mehr gebunden; außer insoweit ein positives menschliches Gesetz sie etwa erneuert. II. Zachäus wollte mehr als seine einfache Pflicht thun. Deshalb schickt er voraus: „Die Hälfte meiner Güter gebe ich den armen.“ III. Oben beantwortet.
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