Dritter Artikel. Die Gottesverehrung ist eine einige Tugend.
a) Dem steht entgegen: I. In Gott sind drei Personen und viele Vollkommenheiten. Der verschiedene Gesichtspunkt im Gegenstande aber genügt für den Wesensunterschied einer Tugend. II. Eine einige Tugend hat nur einen Akt. Die Gottesverehrung aber hat deren viele. III. Die Bilder werden auch verehrt; aber nicht aus demselben Grunde wie Gott selber. Also ist da der den Wesensunterschied bestimmende Grund nicht der nämliche. Auf der anderen Seite ist es „Ein Gott, Ein Glaube,“ nach Ephes. 4., welchen die wahre Gottesverehrung bekennt.
b) Ich antworte, die Zustände werden unterschieden nach dem verschiedenen wesentlichen Gesichtspunkte im Gegenstande. Unter einem einigen Gesichtspunkte aber berücksichtigt die Gottesverehrung den Einen Gott; nämlich als Princip der Schöpfung und der Regierung der Welt, wonach bei Malach. 1. es heißt: „Wenn ich der Vater bin, wo ist meine Ehre?“ Denn dem Vater gehört es zu, daß er erzeuge und regiere. Offenbar also ist die Gottesverehrung eine einige Tugend.
c) I. Die drei Personen sind ein einiges Princip der Erschaffung der Regierung aller Dinge; und somit gebührt ihnen eine einige Verehrung. Die verschiedenen Vollkommenheiten aber zieren das eine einige Princip das eben als allmächtiges, allweises, allgütiges etc. schafft und regiert. II. Mit ein und demselben Akt dient der Mensch Gott und ehrt er Ihn. Denn die Verehrung oder der Kult berücksichtigt den einzig dastehenden Vorrang Gottes, dem da Ehre gezollt wird; der Dienst aber ist der Ausdruck der Unterwerfung des Menschen, der infolge seiner Lage verpflichtet ist, Gott zu ehren. Darauf nun beziehen sich alle Akte der Gottesverehrung; denn durch sie alle insgesamt beteuert der Mensch die göttliche Vollkommenheit und seine Unterwürfigkeit unter Ihn. III. Nicht den Bildern an sich betrachtet wird Ehre oder ein Kult erwiesen, sondern insofern sie den Geist zum Eingeborenen Gottes führen, der Mensch geworden. Die Thätigkeit aber, welche auf das Bild als Bild sich richtet, steht in diesem nicht stille, sondern strebt nach dem, dessen Bild es ist. Wenn also den Bildern Christi eine Verehrung erwiesen wird, ist dies immer die eine einige Gottesverehrung.
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