Siebenter Artikel. Gottesverehrung äußert sich in einem nach außen tretenden Akt.
a) Dem steht entgegen: I. Joh. 4.: „Gott ist ein Geist; und die Ihn anbeten sollen Ihn im Geiste und in der Wahrheit anbeten.“ Die äußerliche Thätigkeit aber geht mehr den Körper wie den Geist an. II. Die Gottesverehrung soll Gott ehren. Gott aber kommt nicht jene Ehre zu, welche den Kreaturen erwiesen wird, die wir mit körperlichen Akten ehren. III. Augustin lobt (6. de civ. Dei) Seneca, weil dieser jene tadelt, die, was sie den Menschen gegenüber thun, auch den Göttern gegenüber leisten; weil den Unsterblichen nicht gebührt, was man den Sterblichen schuldet. Noch mehr gilt dies aber vom wahren Gotte, „der erhaben ist über alle Götter.“ Auf der anderen Seite fagt der Ps. 89.: „Mein Herz und mein Fleisch haben gejubelt zum wahren Gotte hin,“ also das Innerliche und Äußerliche.
b) Ich antworte, Gott erweisen wir Ehre; — nicht zwar um Seinetwillen, denn Er ist voll von Herrlichkeit; sondern unsertwegen, damit wir, indem wir Gott ehren, unseren Geist Ihm unterwerfen. Denn darin besteht die Vollendung unseres Geistes; wie ja jede Kreatur dadurch vollendet wird, daß sie dem Höheren unterthan ist. So wird der Körper vollendet dadurch, daß er von der Seele belebt wird; die Luft dadurch, daß die Sonne sie durchleuchtet. Der menschliche Geist aber bedarf, um mit Gott verbunden zu werden, der Anleitung durch das Sinnliche, da „das Unsichtbare Gottes erkannt wird vermittelst des Sichtbaren.“ (Röm. 1.) Deshalb muß man körperliche Thätigkeiten in die Gottesverehrung aufnehmen, damit dadurch wie durch Zeichen der Menschengeist aufgeweckt werde, um mit Gott sich zu verbinden. Die inneren Akte also in der Gottesverehrung sind die maßgebenden; die äußeren sind notwendig, aber an zweiter Stelle.
c) I. Der Herr spricht vom Maßgebenden und an sich Erforderten für den Kult Gottes. II. Gott bedarf dieser Äußerlichkeiten nicht: „Soll ich etwa das Blut der Rinder trinken?“ spricht Er beim Psalmisten. (Ps. 49.) Das Äußerliche ist vielmehr wie ein Zeichen der inneren geistigen Werke, die Gott als solche annimmt. Deshalb sagt Augustin (10. de civ. Dei 5.): „Das sichtbare Opfer ist das Sakrament, d. h. ein heiliges Zeichen für das unsichtbare.“ III. Die Götzendiener werden verlacht, weil sie den Göttern Körperliches darbrachten, als ob es diesen wie sterblichen Menschen notwendig wäre; nicht als Zeichen, um sie selbst, die Götzendiener, zum Innerlichen, Geistigen hinzuführen.
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