Vierter Artikel. Die Wahrsagerei, welche sich auf die Anrufung der Teufel stützt, ist unerlaubt.
a) Dagegen spricht Folgendes: I. Der Herr that keine Sünde. (1. Petr. 2, 22.) Er aber fragte einen Teufel: „Welchen Namen hast du; und dieser antwortete: Legion,denn wir sind viele.“ (Mark. 5.) Also kann man den Teufel um etwas verborgenes fragen. II. Die Seelen der Heiligen würden den fragenden nicht antworten, wenn die Anfrage von vornherein unerlaubt wäre. Dem Saul aber erschien Samuel und antwortete auf die Frage nach dem Ausgange des unternommenen Krieges. (1. Kön. 23.) III. Von jenem, der sie weiß, kann man die Wahrheit erlaubterweise erfragen; wenn es nützlich ist, dieselbe zu wissen. Bisweilen aber, wie bei Diebstählen, ist es nützlich, die Wahrheit zu wissen, wie solche die Teufe erkennen. Also kann man die Teufel fragen. Auf der anderen Seite heißt es Deut. 18.: „Niemand soll unter euch finden, der die Wahrsager befragt.“
b) Ich antworte, aus zwei Gründen sei alles Anfragen und Anrufer der Dämonen Sünde. Der erste Grund ist das Princip des Wahrsagens; nämlich das ausdrückliche Übereinkommen, welches man vermittelst der Anrufung mit dem Teufel eingeht. Deshalb fagt Isaias (28, 15.): „Ihr habt gesagt: Mit dem Tode haben wir einen Bund geschlossen und mit der Hölle einen Vertrag.“ Und schwerer ist noch die Sünde, wenn man gar dem Teufel opfert oder ihm Ehre erweist. Der zweite Grund ist der künftige Ausgang. Denn der Teufel will das Verderben der Menschen; und sagt er einmal Wahres, so beabsichtigt er damit, die Menschen daran zu gewöhnen, daß sie ihn anrufen und sonach sich selbst verderben. Deshalb sagt Athanasius zu Luk. 4. Incorporavit illum, dicens (oratio I. cont. Arian.): „Obgleich der Teufel Wahres sagte, so schnitt doch Christus dessen Rede ab, auf daß sich nicht zugleich mit dem von ihm gesprochenen Wahren seine Bosheit weit ausbreite; damit wir also uns nicht daran gewöhnen, ihn zu fragen, mag er auch die Wahrheit sagen. Denn ein Frevel ist es, die heilige Schrift vor sich zu haben und sich vom Teufel belehren zu lassen.“
c) I. „Nicht als ob Er es nicht wüßte, fragte der Herr; sonden damit, nachdem die Pest, welche Er ertrug, bekannt geworden, auch die mit der Er heilte, in ihrer Größe offenbar würde;“ erklärt Beda zu Luk. 8. (3 comt. c. 8.) Etwas Anderes zudem ist es, vom Teufel etwas zu fragen, der von selber einem begegnet, was manchmal zum Nutzen der anderen erlaubt ist; zumal wenn göttliche Kraft ihn zwingen kann, die Wahr heit zu sagen; — wie ihn rufen, um Verborgenes zu erfahren. II. Diesbezüglich schreibt Augustin (ad Simplician. lib. 3. qu. 3.) „Es ist nicht verkehrt, zu glauben, es sei in irgend einer Absicht erlaub worden, daß, freilich nicht auf Grund magischer Kunst oder Macht sondern aus verborgener Ursache, die weder Saul noch die Wahrsagerin kannte, der geist des Gerechten sich den Blicken des Königs zeigte, um ihm den göttlichen Spruch kundzugeben.“ Oder es ward nicht der Geist des Samuel aus seiner Ruhe aufgeweckt, sondern was gesehen wurde, war ein Phantasiebild oder eine von teuflischer Kunst hervorgebrachte Täuschung, welche die Schrif„Samuel“ nennt, wie wir Bilder mit dem Namen dessen, was sie darstellen, zu nennen pflegen. III. Kein zeitlicher Nutzen kann mit dem Verderben der Seele verglichen werden, was aus der Anrufung der Teufel behufs Kenntnis verborgener Dinge droht.
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