Sechster Artikel. Die zu taufenden sind nicht gehalten, ihre Sünden zu bekennen.
a) Dazu sind sie wohl verpflichtet. Denn: I. „Die da getauft wurden von Johannes, bekannten ihre Sünden“ (Mark. 3.). Die Taufe Christi aber ist vollkommener wie die des Johannes. Also müssen da um so mehr die Sünden bekannt werden. II. „Wer seine Sünden verbirgt, wird nicht zum Guten geleitet; wer sie bekennt und sie verläßt, erlangt Barmherzigkeit,“ heißt es Prov. 28. Die zu taufenden aber suchen die Barmherzigkeit Gottes. III. Buße wird verlangt als Vorerfordernis der Taufe, nach Act. 2.: „Thut Buße und laßt euch ein jeder taufen.“ Das Sündenbekenntnis aber ist ein Teil der Buße. Auf der anderen Seite ist das Sündenbekenntnis mit Klagen und Weinen verbunden: „Alles dies ist zu bekennen und zu beweinen,“ sagt Augustin (de poen. 14.). Ambrosius aber schreibt: „Die Gnade Gottes in der Taufe verlangt kein Klagen und kein Weinen.“ Also gehört zur Taufe nicht das Bekenntnis der Sünden.
b) Ich antworte; das eine Sündenbekenntnis ist das innerliche vor Gott; und dieses ist für die Taufe verlangt; denn „um ein neues Leben zubeginnen, muß man das alte bereuen“ (Aug. de poenit. hom. ult. inter. 50.). Das andere Sündenbekenntnis ist das äußerliche vor dem Priester, und dieses ist nicht verlangt. Denn 1. gehört ein solches zum Sakramente der Buße, da es vor dem Spender dieses Sakramentes abgelegt werden muß; letzteres aber ist nicht erfordert vor der Taufe, welche die Thüre aller Sakramente ist; — 2. verpflichtet dasselbe zu Bußwerken, die der Beichtvater als Genugthuung auferlegen muß und zumal werden alle Sünden den neugetauften durch die Taufe erlassen; — 3. ist ein solches Bekenntnis ein genugthuendes, beschwerliches, weil beschämendes Bußwerk; deren werden aber in der Taufe keine aufgelegt. Es genügt deshalb das allgemeine Sündenbekenntnis für die Taufe, gemäß dem der Täufling entsagt dem Teufel und all seinem Pompe. Deshalb erklärt die Glosse zu Matth. 3.: „In der Taufe des Johannes wird dem getauften das Beispiel gegeben, die Sünden zu bekennen, indem er ein vollkommeneres Leben führt.“ Wollten aber Täuflinge ihre Sünden beichten, so müßte man sie anhören; nicht damit man ihnen genugthuende Werke auslege, sondern damit ihnen heilsame Belehrung geboten werde gegen die gewöhnten Sünden.
c) I. In der Taufe des Johannes wurden die Sünden bekannt, aber nicht nachgelassen, sondern gemäß den einzelnen Sünden eine Buße bestimmt; weshalb es die Taufe der Buße war. Die Taufe Christi aber ist ohne äußerliche Buße. II. Das allgemeine Bekenntnis vor der Kirche genügt für die getauften und das innerliche vor Gott. III. Das Sündenbekenntnis ist ein Teil des Sakramentes der Buße, welches vor der Taufe nicht erfordert wird.
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