8. Über die Gnade im eigentlichen Sinne wurde mit Pelagius verhandelt.
Um diese Gnade drehte sich die Frage, da von Denjenigen, welche Pelagius arg verletzte und verwirrte, ihm gesagt wurde, daß er sie durch seine Erörterungen bekämpfe,in welchen er behauptete, daß nicht nur zur Übung, sondern auch zur Vollendung der göttlichen Gebote die menschliche Naturkraft des freien Willens sich selbst genüge. Die Gnade bezeichnet die apostolische Lehre mit diesem Namen, durch welche wir erlöst und gerechtfertigt werden aus dem Glauben an Christus. Über diese ist geschrieben:1 „Ich mache die Gnade Gottes nicht vergeblich. Denn wenn durch das Gesetz die Gerechtigkeit (gewirkt wird), so ist also Christus vergebens gestorben." Von dieser heißt es:2 „Ihr habt Christus verloren, wenn ihr durch das Gesetz gerechtfertigtt werdet, ihr seid der Gnade entfallen." Von ihr steht geschrieben:3 „Ist es aber Gnade, so (habt ihr) sie nicht aus S. 148 (eueren) Werken; denn sonst wäre Gnade nicht mehr Gnade. Von dieser sagt die Schrift:4 „Dem aber, der werkthätig ist, wird der Lohn nicht aus Gnade, sondern aus Schuldigkeit zugerechnet; dem hingegen, welcher nicht werkthätig ist, aber an den glaubt, welcher den Gottlosen rechtfertigt, wird sein Glaube zur Gerechtigkeit angerechnet." Und vieles Andere, was du selbst besser in Erinnerung bringen, verständiger auffassen und deutlicher vortragen kannst. Jene Gnade aber, durch welche wir als Menschen erschaffen sind, wenn sie gleich nicht mit Unrecht so genannt werden kann, wird wohl schwerlich unter diesem Namen in irgend einem echten prophetischen, evangelischen oder apostolischen Buche vorkommen.
