14. Pelagius solle also die in jenen Schriften enthaltenen Irrthümer entweder nicht als die seinigen anerkennen oder sie verdammen.
Wenn demnach sowohl vor als unter dem Gesetze die gerechten, aus dem Glauben lebenden Väter nicht die Kraft der Natur, die ja schwach, armselig, verdorben und der Sünde preisgegeben ist, sondern Gottes Gnade durch den Glauben rechtfertigte und ebendieselbe auch jetzt, nachdem sie geoffenbart ist, rechtfertiget so soll also Pelagius seine Schriften verdammen, in welchen er, wenn schon nicht aus Hartnäckigkeit, so doch aus Unwissenheit gegen jene streitet, indem er die Kraft der Natur zum Siege über die Sünde und zur Erfüllung der Gebote vertheidigt. Er mag nun entweder dieselben als die seinigen verleugnen oder behaupten, daß Dieß von seinen Feinden in dieselben eingeschoben worden sei, so soll er es dennoch auf die väterliche Ermahnung und Anordnung deiner Heiligkeit verurtheilen undverdammen. Wenn er also will, so möge er lernen, ein für ihn schweres und für die Kirche verderbliches Ärgerniß zu entfernen, welches Ärgerniß seine Zuhörer und verkehrten Anhänger zu verbreiten nicht ablassen. Denn wenn sie erfahren, daß dieses selbe Buch, welches sie für das seinige halten oder kennen, auf die Anordnung der katholischen Bischöfe und besonders deiner Heiligkeit, welche, wie wir keineswegs zweifeln, bei ihm in größerem Ansehen steht, von ihm selbst verdammt und verurtheilt wurde, so werden sie es nicht ferner mehr, glauben wir, wagen, durch Reden gegen die Gnade Gottes, welche durch das Leiden und die Auferstehung Christi geoffenbart ist, gläubige und einfältig christliche Herzen zu verwirren, sondern vielmehr durch die Barmherzigkeit des Herrn und deine in Liebe und Gottesfurcht mit uns vereinigten glühenden Gebete nicht nur die ewige Seligkeit, sondern auch die Gerechtigkeit und Heiligkeit nicht von ihrer Kraft, sondern von derselben Gnade erwarten. Deßhalb glaubten wir auch einen von Einem der Unsrigen verfaßten Brief, an welchen er durch einen S. 154 gewissen orientalischen Diakon, der aber ein Bürger von Hippo ist, gleichsam zu seiner Rechtfertigung einige Schriften übersandte, besser an deine Heiligkeit richten zu sollen, indem wir es für ersprießlicher halten und bitten, daß du selbst ihm denselben zu senden geruhen mögest. Denn so wird er sich um so weniger weigern, ihn zu lesen, weil er dabei mehr den Absender als den Verfasser berücksichtigt.
