16. Fortsetzung.
Wie immer es nun um diese Frage stehen mag, ist es S. 156 doch ein erträglicher Irrthum, weil, obgleich in diesem Leben kein Mensch ohne Sünde gefunden wird, gesagt wird, es könne durch den Beistand der Gnade und des Geistes Gottes das geschehen, um was wir uns bemühen und bitten müssen; es ist auch keine teuflische Gottlosigkeit, sondern ein menschlicher Irrthum, das (als möglich) zu behaupten, wornach man streben und verlangen soll, wenngleich man das, was man behauptet, nicht beweisen kann; denn man hält das für möglich, was zu wollen gewiß lobenswerth ist. Uns aber genügt es, daß in der Kirche Gottes kein Gläubiger in einem so vorgeschrittenen und ausgezeichneten Stande der Gerechtigkeit gefunden wird, der sich zu sagen getraute, es sei die Bitte im Gebete des Herrn:1 „Vergieb uns unsere Schulden" nicht nothwendig, und behauptet, er habe keine Sünde, damit er sich nicht selbst täusche und die Wahrheit nicht in ihm sei,2 obwohl er schon ohne Tadel leben mag. Denn nicht jegliches (Vergehen) bei der Versuchung des Menschen, sondern die schwere Sünde gereicht zum Tadel.
