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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
3. Ist der durch die Sünde der ersten Menschen auf alle Menschen übergegangene Tod auch bei den Heiligen Sündenstrafe?
Ist aber wirklich der Tod, durch den Seele und Leib sich trennen, für die Guten etwas Gutes? Die Frage heischt eine Lösung; denn wie kann bei dieser Annahme bestehen, daß auch der Guten Tod eine Sündenstrafe ist? Die ersten Menschen hätten sich ja den Tod nicht zugezogen, wenn sie nicht gesündigt hätten. Wie kann also der Tod, der nur Böse treffen konnte, für die Guten etwas Gutes sein? Er sollte vielmehr, wenn er nur Böse treffen konnte, für die Guten nicht gut, sondern überhaupt nicht vorhanden sein. Warum eine Band 16, S. 695Strafe, wo nichts Strafbares! Man muß also annehmen und zugeben, es seien zwar die ersten Menschen als solche so erschaffen worden, daß sie keine Art von Tod erfahren hätten, wenn sie nicht gesündigt hätten; als erste Sünder aber seien sie mit dem Tod in der Weise bestraft worden, daß auch all das, was aus ihrem Stamm hervorsprossen würde, derselben Strafe verfallen sein sollte. Denn nur Wesensgleiches sollte aus ihnen hervorgehen. Ihre Natur eben ward gemäß der Größe der Schuld durch das Strafurteil verschlechtert, und so sollte bei ihrer gesamten Nachkommenschaft schon von Natur aus erfolgen, was bei ihnen zuerst eingetreten war als Strafe. Denn Mensch aus Mensch ist nicht Mensch aus Staub. Der Staub war der Stoff für den zu erschaffenden Menschen ; für den zu erzeugenden ist der Mensch Erzeuger. Demnach ist der Leib etwas anderes als die Erde, obwohl er aus Erde gebildet ist; dagegen ist der menschliche Sproß dasselbe wie sein menschlicher Erzeuger. Das ganze Menschengeschlecht, das durch das Weib hervorgebracht werden sollte, war im ersten Menschen vorhanden, als jenes Ehepaar von dem Straf urteil Gottes getroffen wurde; und was der Mensch geworden ist, nicht bei der Schöpfung, sondern infolge von Sünde und Strafe, das ist auch seine Nachkommenschaft, wenigstens soweit Ursprung von Sünde und Tod in Betracht kommt. Denn in den Zustand kindlicher Unbehilflichkeit und Unentwickeltheit des Geistes und Leibes wie bei kleinen Kindern wurde er durch Sünde und Strafe nicht versetzt [so sollten sich nach Gottes Willen die Anfänge von Jungen gestalten, deren Eltern er herabgestürzt hatte zu einem tierischen Leben und Tode, wie es denn heißt1: „Der Mensch, da er in Ehren war, erkannte es nicht; er ward gleichgestellt den unverständigen Tieren und ist ihnen ähnlich geworden“; nur daß die kleinen Kinder offensichtlich noch unbehilflicher sind in Gebrauch und Bewegung ihrer Glieder und in ihrem Strebe- und Meidevermögen als selbst die zartesten Jungen anderer Lebewesen, gleich als sollte des Menschen Kraft um so gewaltiger über die andern Band 16, S. 696Lebewesen emporschnellen, je mehr sie ihre Wucht zurückhält wie ein beim Spannen des Bogens zurückgezogener Pfeil]; — also nicht zu so kindlichen Ansätzen sank der erste Mensch oder ward er herabgestoßen durch seine unerlaubte Überhebung und das gerechte Strafurteil, sondern dahin wurde in ihm die menschliche Natur verschlechtert und verändert, daß er in seinen Gliedern einen widerspenstigen Ungehorsam des Begehrens zu erdulden hatte und dem Zwang des Todes anheimfiel; und so sollte er das auch zeugen, was er durch Fehl und Strafe geworden war, nämlich Wesen, die der Sünde und dem Tod unterworfen sind. Werden Kinder von dieser Sündenfessel durch Christi des Mittlers Gnade befreit, so können sie nur den einen Tod erdulden, der die Seele vom Leibe trennt; in den zweiten Tod mit seiner endlosen Pein verfallen sie nicht, da sie befreit sind von der Schuld der Sünde.
Ps. 48, 13. ↩
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De civitate Dei (CCSL)
Caput III: Vtrum mors, quae per peccatum primorum hominum in omnes homines pertransiit, etiam in sanctis poena peccati sit.
Non autem dissimulanda nascitur quaestio, utrum reuera mors, qua separantur anima et corpus, bonis sit bona; quia si ita est, quomodo poterit obtineri, quod etiam ipsa sit poena peccati? hanc enim primi homines, nisi peccauissent, perpessi utique non fuissent. quo pacto igitur bona esse possit bonis, quae accidere non posset nisi malis? et rursus si nonnisi malis posset accidere, non deberet bonis bona esse, sed nulla. cur enim esset ulla poena in quibus non essent ulla punienda? quapropter fatendum est primos quidem homines ita fuisse institutos, ut, si non peccassent, nullum mortis experirentur genus; sed eosdem primos peccatores ita fuisse morte multatos, ut etiam quidquid de eorum stirpe esset exortum eadem poena teneretur obnoxium. non enim aliud ex eis, quam quod ipsi fuerant, nasceretur. pro magnitudine quippe culpae illius naturam damnatio mutauit in peius, ut, quod poenaliter praecessit in peccantibus hominibus primis, etiam naturaliter sequeretur in nascentibus ceteris. neque enim ita homo ex homine, sicut homo ex puluere. puluis namque homini faciendo materies fuit, homo autem homini gignendo parens. proinde quod est terra, non hoc est caro, quamuis ex terra facta sit caro; quod est autem parens homo, hoc est et proles homo. in primo igitur homine per feminam in progeniem transiturum uniuersum genus humanum fuit, quando illa coniugum copula diuinam sententiam suae damnationis excepit; et quod homo factus est, non cum crearetur, sed cum peccaret et puniretur, hoc genuit, quantum quidem adtinet ad peccati et mortis originem. non enim ad infantilem hebetudinem et infirmitatem animi et corporis, quam uidemus in paruulis, peccato uel poena ille redactus est - quae deus uoluit esse tamquam primordia catulorum, quorum parentes in bestialem uitam mortemque deiecerat; sicut enim scriptum est: homo in honore cum esset, non intellexit; conparatus est pecoribus non intellegentibus et similis factus est illis; nisi quod infantes infirmiores etiam cernimus in usu motuque membrorum et sensu adpetendi atque uitandi, quam sunt aliorum tenerrimi fetus animalium; tamquam se tanto adtollat excellentius supra cetera animantia uis humana, quanto magis inpetum suum, uelut sagitta cum arcus extenditur, retrorsum reducta distulerit; - non ergo ad ista infantilia rudimenta praesumptione inlicita et damnatione iusta prolapsus uel inpulsus est primus homo; sed hactenus in eo natura humana uitiata atque mutata est, ut repugnantem pateretur in membris inoboedientiam concupiscendi et obstringeretur necessitate moriendi, atque ita id, quod uitio poenaque factus est, id est obnoxios peccato morti que generaret. a quo peccati uinculo si per mediatoris Christi gratiam soluuntur infantes, hanc solam mortem perpeti possunt, quae animam seiungit a corpore; in secundam uero illam sine fine poenalem liberati a peccati obligatione non transeunt.