Übersetzung
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
5. Wie das Gesetz, obwohl es gut ist, den Ungerechten zum Übel, so gereicht der Tod, obwohl ein Übel, den Gerechten zum Guten.
Band 16, S. 698Um zu zeigen, welche Wucht zu schaden der Sünde innewohnt, wenn nicht die Gnade zu Hilfe kommt, trug der Apostel kein Bedenken, selbst das Gesetz, das doch der Sünde wehrt, als die Kraft der Sünde zu bezeichnen. „Der Stachel des Todes“, sagt er1, „ist die Sünde, die Kraft der Sünde aber das Gesetz“. So wahr wie nur etwas! Das Verbot steigert das Verlangen nach dem unerlaubten Werk, wofern man nicht die Gerechtigkeit so sehr liebt, daß das Wohlgefallen an ihr das sündhafte Begehren überwindet. Aber nur mit Hilfe der göttlichen Gnade vermag man die wahre Gerechtigkeit mit Liebe und Wohlgefallen zu umfassen. Damit indes das Gesetz nicht für ein Übel gehalten werde, da es als die Kraft der Sünde bezeichnet ward, sagt der Apostel selbst an anderer Stelle2, wo er über diese Frage handelt: „Daher ist das Gesetz heilig und das Gebot heilig und gerecht und gut. Ist also das Gute mir zum Tode geworden? Gewiß nicht. Sondern die Sünde, damit sie als Sünde offenbar würde, hat durch das Gute mir den Tod bewirkt, damit ein Sünder oder eine Sünde über die Maßen erwachse durch das Gebot“. „Über die Maßen“, sagt er, weil nun auch noch die Übertretung hinzukommt, indem aus verstärktem sündhaften Begehren auch noch das Gesetz verachtet wird. Warum ich das hereinziehe? Der Vergleichung halber; denn so wenig das Gesetz ein Übel ist deshalb, weil es die Begehrlichkeit der Sünder steigert, so wenig ist der Tod deshalb ein Gut, weil er die Herrlichkeit der Dulder steigert. Jenes wird beiseite gesetzt der Ungerechtigkeit zuliebe und erzeugt so Übertreter; dieser wird übernommen der Wahrheit zuliebe und erzeugt so Märtyrer. Und demnach ist das Gesetz gut, weil es Wehr ist wider die Sünde, und der Tod schlimm, weil er Sold ist der Sünde; aber wie die Ungerechten nicht nur die Übel, sondern auch die Güter übel anwenden, so machen die Band 16, S. 699Gerechten nicht bloß von den Gütern, sondern auch von den Übeln einen guten Gebrauch. Daher kommt es, daß den Bösen das Gesetz zum Bösen dient, obwohl es ein Gut ist, und die Guten gut zu sterben wissen, obwohl der Tod ein Übel ist.
Edition
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De civitate Dei (CCSL)
Caput V: Quod sicut iniqui male utuntur lege, quae bona est, ita iusti bene utantur morte, quae mala est.
Apostolus cum uellet ostendere, quantum peccatum gratia non subueniente ad nocendum ualeret, etiam ipsam legem, qua prohibetur peccatum, non dubitauit dicere uirtutem esse peccati. aculeus, inquit, mortis est peccatum, uirtus autem peccati lex. uerissime omnino. auget enim prohibitio desiderium operis inliciti, quando iustitia non sic diligitur, ut peccandi cupiditas eius delectatione uincatur. ut autem diligatur et delectet uera iustitia, nonnisi diuina subuenit gratia. sed ne propterea lex putaretur malum, quoniam uirtus est dicta peccati: ideo ipse alio loco uersans huiusmodi quaestionem: itaque, inquit, lex quidem sancta et mandatum sanctum et iustum et bonum. quod ergo bonum est, inquit, mihi factum est mors? absit. sed peccatum, ut appareat peccatum, per bonum mihi operatum est mortem, ut fiat super modum peccator aut peccatum per mandatum. super modum dixit, quia etiam praeuaricatio additur, cum peccandi aucta libidine etiam lex ipsa contemnitur. cur hoc commemorandum putauimus? quia scilicet, sicut lex non est malum, quando auget peccantium concupiscentiam, ita nec mors bonum est, quando auget patentium gloriam, cum uel illa pro iniquitate deseritur et efficit praeuaricatores, uel ista pro ueritate susciptur et efficit martyres. ac per hoc lex quidem bona est, quia prohibitio est peccati; mors autem mala, quia stipendium est peccati; sed quemadmodum iniustitia male utitur non tantum malis, uerum etiam bonis, ita iustitia bene non tantum bonis, sed etiam malis. hinc fit, ut et mali male lege utantur, quamuis sit lex bonum, et boni bene moriantur, quamuis sit mors malum.