5.
Da nun das Problem der unterschiedlichen Stammbäume, das Faustus so sehr beschäftigte, mit der Unterscheidung der natürlichen Kindschaft und der Adoption gelöst ist – der Knoten bestand ja in der Schwierigkeit, die Existenz zweier Väter zu erklären –, war es vergebliche Liebesmüh, sich von dem einen Evangelistenpaar zu entfernen und sich zum andern hinzubegeben, was allerdings für jene, zu denen er sich hinbegab, eine grössere Kränkung war als für jene, von denen er sich abwandte. Heilige schätzen nämlich jene nicht als Gefolgsleute, die sie als Fahnenflüchtige ihrer Verbündeten erkannt haben. Denn sie lieben die Einheit, und in Christus sind sie eins. Und auch wenn der eine etwas anderes sagt als der andere, oder wenn der eine etwas auf andere Weise sagt als der andere, es sagen doch alle die Wahrheit und nichts, was sich gegenseitig ausschliesst, sofern nur der Leser ehrfurchtsvoll sich nähert, sofern er friedsam liest, sofern er nicht mit der Gesinnung des Häretikers, um Streit zu entfachen, nachfragt, sondern mit dem Herzen des Gläubigen, um Erbauung zu finden.
Wenn wir nun zur Überzeugung gelangt sind, dass je einer der beiden Evangelisten es unternommen hat, den Stammbaum je eines der beiden Väter Christi darzustellen, –und dass ein Mensch zwei Väter haben kann, ist ja dem Menschengeschlecht nicht fremd –, so ist unser Glaube also der Wahrheit nicht fremd. Da nun also zwischen den Evangelisten kein Widerspruch mehr besteht, gebt euch, wie Faustus es versprochen hat, bedingungslos geschlagen!
