3.
Aus gutem Grund schenken wir solchen Schriften, die so voll sind von Widersprüchen und Ungereimtheiten, erst nach kritischer Überprüfung Gehör; zuerst schauen wir uns sämtliche Stellen genauestens an, vergleichen sie untereinander und wägen dann in jedem einzelnen Fall ab, ob die jeweilige Aussage von Christus gemacht sein konnte oder nicht.
In die Aussagen unseres Herrn sind ja von euren Ahnen manche Worte (761,7) eingefügt worden, die zwar das Siegel seines Namens tragen, mit dem Glauben an ihn aber nicht vereinbar sind, zumal ja, wie von uns schon mehrmals nachgewiesen (cf. 13,1; 13,5), diese Geschehnisse weder vom Herrn selber noch von seinen Aposteln aufgezeichnet wurden, sondern erst lange Zeit nach deren Heimgang von irgendwelchen Halbjuden, die sich zudem gegenseitig widersprachen, aufgrund von mündlichen Überlieferungen und Spekulationen rekonstruiert wurden; diese haben aber all das unter die Namen der Apostel und ihrer mutmasslichen Nachfolger gesetzt und damit vorgetäuscht, Irrlehren und Lügengeschichten, die von ihnen selber stammten, nach deren Vorgaben aufgeschrieben zu haben. Doch das ist dein Problem! Über diese Schriftstelle (Mt. 8,11), ich sagte es bereits (cf. 784,21; 785,25) möchte ich für den Augenblick mit dir keinen zu heftigen Kampf führen; was ich weiter oben festgestellt habe (784,24), und was auch ihr nicht bestreiten könnt, ist für mich genügend Absicherung, nämlich dass vor der Ankunft unseres Herrn sämtliche Patriarchen und >Propheten Israels, wie sie es verdient haben, im Dunkel des Tartarus gelegen haben; und wenn sie jemals durch Christus daraus befreit und ans Licht geführt wurden, was hat das zu tun mit unserem Abscheu vor ihrer Lebensführung? Denn wir hassen und verabscheuen sie nicht dafür, was sie waren, nämlich Menschen, sondern dafür, wie sie waren, nämlich anrüchig, nicht dafür, was sie jetzt sind, nämlich geläutert, sondern dafür, was sie einmal waren, nämlich unrein; und deshalb ist uns diese Bibelstelle vorerst, wie immer ihr dazu stehen mögt, kein Dorn im Auge; ist sie nämlich echt, wird uns hier das Erbarmen und die Güte Christi in Erinnerung gerufen, ist sie aber gefälscht, bleibt der Vorwurf an den Verfassern hängen; wir aber sind in beiden Fällen fein heraus, wie immer!
