Kap. 22. Durch Verstocktheit und Widerstand gegen die kirchliche Obrigkeit kann sich die Lage der Gefallenen nur noch verschlimmern.
Was kann man von dem Gutes denken, wie kann man Gottesfurcht, wie kann man Glauben bei dem voraussetzen, den nicht einmal die Angst zu bessern vermochte, den auch die Verfolgung nicht umgewandelt hat? Der hocherhobene Nacken beugte sich nicht einmal deshalb, weil er gefallen war; der stolze, übermütige Sinn ließ sich nicht einmal dadurch brechen, daß er unterlag. Der Gestürzte droht den Stehenden, der Verwundete den Unverletzten, und weil er nicht sofort den Leib des Herrn mit seinen besudelten Händen empfangen oder das Blut des Herrn mit seinem befleckten Munde trinken darf, zürnt der Gottesschänder den Gottesdienern. Und so grollst du – welch gewaltige Torheit, du Rasender! – gerade ihm, der sich bemüht, den Zorn Gottes von dir abzuwenden, und du drohst dem, der für dich die Barmherzigkeit des Herrn erfleht, der deine Wunde fühlt, für die du selbst kein Gefühl hast, der für dich die Tränen vergießt, die du selbst vielleicht nicht fließen lässest. Du vergrößerst und häufst nur noch deine Schuld, und während du selbst gegen die Vorsteher und Priester Gottes unversöhnlich bleibst, bildest du dir ein, der Herr könne sich mit dir versöhnen lassen?
