Text
Dem wahrhaft heiligen und verehrungswürdigen Herrn Riparius übermittelt Hieronymus in herzlicher Zuneigung Heil in Christus.
Wie ich Deinem Briefe und den Berichten vieler Freunde entnehme, hast Du gegen die Feinde Christi um des Glaubens willen manchen harten Strauß bestanden. Die Zeiten sind stürmisch, und zu ihrem eigenen Verderben haben sich manche auf die Seite des Irrtums gestellt, welche die Verteidiger der Welt hätten sein müssen. 1 Du magst erfahren, daß ohne menschliches Zutun, allein durch Christi Eingreifen Catilina aus unserer Gegend vertrieben wurde, und zwar nicht nur aus der Stadt, sondern aus ganz Palästina. 2 Leider S. b131 blieben mit Lentulus 3 viele Mitverschwörer zurückt die sich in Joppe aufhalten. Ich aber zog es vor, den Wohnsitz statt des Glaubens zu wechseln und auf die Annehmlichkeiten der Gebäude und der eigenen Wohnung zu verzichten. Keinesfalls wollte ich mich durch den Umgang mit denen beflecken, vor denen man im gegenwärtigen Zeitpunkte entweder sich zurückziehen oder mit denen man täglich kämpfen mußte, nicht etwa bloß mit der Zunge, sondern mit dem Schwerte. Was wir aber gelitten haben, wie die heilige Hand Christi gegen den Feind gewütet hat, ist Dir vermutlich aus den allenthalben umlaufenden Gerüchten kund geworden. Ich bitte Dich nun, führe das angefangene Werk zu Ende! Laß nicht zu, daß, solange Du da bist, die Kirche Christi ohne Verteidiger sei! Aber jeder wisse, was auch Dir genügen möge, daß der Kampf nicht tätlich im Vertrauen auf die physische Kraft, sondern im Geiste der Liebe zu führen ist, die niemals überwunden werden kann. 4 Die ehrwürdigen Brüder, die mit meiner Wenigkeit zusammenleben, grüßen Dich vielmals. Ich nehme an, daß auch der ehrwürdige Bruder, der Diakon Alentius, Dir alles aufs genaueste erzählen wird. Unser allmächtiger Herr Christus möge Dich gesund erhalten und mir ein Gedenken bei Dir sichern, wahrhaft heiliger Herr und verehrungswürdiger Bruder.
Vielleicht Papst Zosimus, der sich nach den Synoden des Jahres 416 (Karthago und Mileve) beinahe hätte täuschen lassen. ↩
Vgl. hierzu Marius Mercator, Commonitorium super nomine Caelestii 5 (M PL XLVIII 100f.). ↩
Zweifelhaft bleibt, wer mit Lentulus gemeint ist. Man könnte an den Diakon Anianus von Celeda denken, der auf der Synode zu Diospolis als Redner auftrat und einige Jahre später eine Streitschrift gegen Hieronymus veröffentlichte. ↩
1 Kor. 13, 4 ff. ↩
