Einleitung
Der an den unbekannten Römer Donatus gerichtete Brief ist unter den auf uns gekommenen Briefen der jüngste, vielleicht überhaupt der letzte, den Hieronymus diktiert hat. Er klagt, wie schwer ihm dieses Diktat fiel. Aber das leidenschaftliche Feuer seiner Seele lodert noch einmal auf. So scharf hat sich der alte Kämpfer, der wahrlich die Irrlehrer nie schonte, vorher nicht über sie ausgesprochen. Es klingt wie ein Vermächtnis, das er denen hinterlassen will, die den Kampf ohne ihn weiterführen müssen. Wie einst Cato im Senate seine Reden mit dem „Carthaginem delendam esse“ beschloß, so lautet seine allerletzte Mahnung: „Delendi sunt!“ Ihn hat die Erfahrung gelehrt, daß mit Güte gegen die Häretiker nichts auszurichten ist. Freilich Papst Bonifatius scheint anderer Meinung S. b140 zu sein. Aber Hieronymus hofft, daß er noch umlernen wird. Der Papst muß also wenigstens mehrere Monate im Amte gewesen sein, als der Brief geschrieben wurde. Er kann daher erst in den Spätmonaten des Jahres 419 verfaßt sein, wenn man ihn nicht gar ins Jahr 420 verlegen will. Denn der vorliegende Brief ist ohne Zweifel die Antwort auf einen Brief des Donatus, der Klage führt über die Milde, mit der die Irrlehrer wohl von Bonifatius behandelt werden.
