1.
Hieronymus an den wahrhaft heiligen und verehrungswürdigen Bruder Riparius.
Viele, die mich besuchten, haben mir berichtet, wie wacker Du gegen die Irrlehrer gekämpft, wie manchen Strauß Du im Dienste des Herrn bestanden hast. Nicht nur Gallien und Italien, sondern auch die in der ganzen Welt berühmte Hauptstadt Palästinas haben sie mit ihren Betrügereien und Meintaten besudelt. Sie hatten freilich auch einen Beschützer, der mit ihrer Lehre liebäugelte, den aber der Herr Jesus mit einem Hauche seines Mundes dem Tode überantwortete. 1 Damit S. b135 richtete er für alle ein warnendes Beispiel auf, wie gefährlich es ist, dem katholischen Glauben entgegenzuarbeiten und zu versuchen, das Fundament der Kirche ins Wanken zu bringen.
Job 15, 30. Wer mit „patronus et consors magistri sui“ gemeint ist, läßt sich mit Sicherheit nicht feststellen. Die Vermutung liegt sehr nahe, daß an Johannes von Jerusalem († 417) zu denken ist. Schon auf der Synode zu Jerusalem (28. Juli 415) lies er seine Sympathie für Pelagius durchblicken, was Orosius scharf rügte (Lib. apol. 4; CSEL V 607 f. [Zangemeister]). Unter dem Vorsitze des Johannes wurde Pelagius auf der Synode zu Diospolis im Dezember des gleichen Jahres die Rechtgläubigkeit zugesprochen. Die bald darauf von pelagianischer Seite erfolgten Angriffe auf die Bethlehemitischen Klöster lassen Johannes in zweifelhaftem Lichte erscheinen und ziehen ihm einen scharfen Verweis des Papstes Innozenz zu (vgl. ep. 137 Innocentii ad Johannem [Hilberg]). Cavallera (I 314) glaubt nicht an Johannes, den Theodoret als θαυμάσιος bezeichnet, denken zu dürfen. Auch spreche keine Quelle davon, daß des Johannes Tod den Charakter eines Strafgerichts gehabt habe. Der Text legt aber nur einen plötzlichen, keinen außergewöhnlichen Tod nahe (quem dominus Jesu interfecit spiritu oris sui). ↩
