2.
Die erste frohe Botschaft dieses unvermuteten Glückes verdanke ich dem Bruder Heliodor. 1 Was ich gerne wahr sah, glaubte ich nicht für wahr halten zu dürfen, da Heliodor sich auf einen anderen als Gewährsmann berief und die Überraschung meinen Glauben an die Nachricht beeinträchtigte. Aber meinen Zweifeln und meinem Schwanken machte ein Mönch aus Alexandria, den schon vor längerer Zeit das Volk in seiner treuen Anhänglichkeit zu den ägyptischen Bekennern, die ihrem Wollen nach Märtyrer sind, 2 gesandt hatte, durch S. 5 seine einwandfreie Bestätigung ein Ende. Immerhin gestehe ich, daß auch da noch mein Glaube nicht ganz fest war. Trotzdem schien dieser Mönch, wenn er auch Deine Heimat und Deinen Namen nicht kannte, schon deshalb ein zuverlässiger Bote zu sein, weil er wiederholte, was Heliodor bereits berichtet hatte. Schließlich brach sich die Wahrheit mit voller Wucht Bahn. Rufinus ist in der nitrischen Wüste, er hat den seligen Makarius 3 an besucht; so lautete der Bericht der vielen, die hier ein und aus gingen. Nun ließ ich meiner Zuversicht die Zügel schießen; aber gerade da, es schmerzt mich wahrhaft, war ich krank. Wenn mich nicht die schwachen Kräfte meines heruntergekommenen Körpers einer Fessel gleich gehindert hätten, würde mich weder die Gluthitze des Hochsommers noch die Unsicherheit einer Seereise davon abgehalten haben, mit der Eile des Freundes Dich aufzusuchen. Du kannst mir glauben, geliebter Bruder; verlangender kann nicht nach dem Hafen ausschauen der Schiffer, vom Sturm umhergetrieben, gieriger können nicht die ausgetrockneten Fluren nach Regen schmachten, mit größerer Sehnsucht kann nicht die Mutter ihren Sohn erwarten, in Sorge am gekrümmten Gestade 4 sitzend.
Zu Heliodor s. Einleitung zu ep. 14 S. 276 f. ↩
Die Bischöfe waren 372 wegen ihres Festhaltens am Nizänum vom arianischen Kaiser Valens von ihren Sitzen vertrieben und nach Diocaesarea in Palästina verbannt worden. Nach dem Tode des Kaisers berief sie ein Dekret Gratians aus dem Jahre 379 auf ihre Sitze zurück. ↩
Makarius der Alexandriner (der jüngere), der um 395 als Vorsteher der Mönche in der nitrischen Wüste starb. ↩
Vergil, Aen. III 238 f. ↩
