Achter Artikel. Die Aufzählung der Artikel ist eine geeignete.
a) Sie scheint ungeeignet zu sein.Denn: I. Was wissenschaftlich bewiesen werden kann, muß nicht als Glaubensartikel mitaufgezählt werden. Daß Gott nun ein einiger ist, kann bewiesen werden. Also darf das:„Ich glaube an einen Gott“ kein Glaubensartikel sein. II. Sowohl über die Allweisheit und die Vorsehung Gottes gab es Irrtümer wie über seine Allmacht. Also wird mit Unrecht bloß die Allmacht in den Glaubensartikeln erwähnt. III. Die nämliche ist die Kenntnis, welche auf den Vater und aus den Sohn geht, nach Joh. 14 : „Wer mich sieht, sieht auch den Vater.“ Dasselbe gilt vom heiligen Geiste. Also nur ein Glaubensartikel darf mit Bezug darauf sein. IV. Mehrere Glaubensartikel betreffen die Person des heiligen Geistes und mehrere die des Sohnes. Also mußten auch mehrere sich auf die Person des Vaters richten. V. Die Erschaffung wird erwähnt, welche der Person des Vaters zugeeignet (appropriiert) wird; das „Sprechen durch die Propheten“, was der Person des heiligen Geistes zugeeignet wird. Nichts aber wird erwähnt, was der zweiten Person als einer göttlichen entspricht. Das ist aber eine ungeeignete Einteilung. VI. Das Sakrament der Eucharistie, was besondere Schwierigkeiten für den Glauben bietet, wird gar nicht erwähnt. Auf der anderen Seite steht die Autorität der Kirche im Apostolischen Symbolum.
b) Ich antworte, an und für sich gehöre zum Glauben das, durch dessen Schauen wir in der Ewigkeit selig sein werden; und das, wodurch wir zur Seligkeit geführt werden. Zweierlei nun werden wir schauen: das Innere der Gottheit und das Geheimnis der Menschheit Christi, wodurch wir Zutritt haben zur Herrlichkeit der Kinder Gottes. (Röm. 5.) Deshalb heißt es Joh. 17.: „Das ist das ewige Leben, daß sie Dich erkennen, den alleinigen wahren Gott, und den Du gesandt hast, Jesum Christum.“ Einige Glaubensartikel also zuvörderst gehören der Majestät der Gottheit an; und einige dem Geheimnisse der Menschheit Christi, „dem Sakramente der Hingebung“. (1. Tim. 4.) Mit Rücksicht auf die Majestät der Gottheit werden nun als zu glauben vorgestellt: 1. die Einheit Gottes, der erste Artikel; 2. die Dreiheit der Personen und danach sind drei Artikel gemäß den drei Personen; 3. einzelne Werke der Gottheit, von denen das erste das Sein der Natur betrifft, die Erschaffung; das zweite das Sein der Gnade, wonach in einem Artikel alles die menschliche Heiligung Betreffende enthalten ist; das dritte das Sein der Herrlichkeit berücksichtigt, wonach ein Artikel die Auferstehung des Fleisches und das ewige Leben vorstellt. So sind also sieben Artikel mit Rücksicht auf die Gottheit. Mit Rücksicht auf die Menschheit Christi sind ebenfalls sieben Artikel, welche betreffen: die Menschwerdung, die Geburt, das Leiden, dasHinabsteigen zur Hölle, die Auferstehung, die Himmelfahrt, die Wiederkunft am Ende der Welt. Andere unterscheiden nur zwölf Artikel: sechs auf die Gottheit bezügliche und sechs die Menschheit Christi betreffende. Denn die drei Artikel von den drei göttlichen Personen ziehen sie in einen zusammen, weil eine nämliche Kenntnis die drei Personen umfaßt. Den einen Artikel aber über die Verherrlichung dehnen sie in zwei aus, in die Auferstehung des Fleisches und die Herrlichkeit der Seele. Ebenso nehmen sie die Menschwerdung und die Geburt in einen zusammen.
c) I. Die unbeschränkte Allmacht und Vorsehung Gottes und daß Er allein anzubeten ist, was Alles die natürliche Vernunft der alten Philosophen nicht erforschen konnte, wird eingeschlossen im Artikel der Einheit Gottes. II. Der Name „Gott“ bereits besagt eine gewisse Vorsehung. (l. Kap. 13, Art. 8.) Die Allmacht aber schließt ein das Wissen und das Wollen. Denn Gott könnte nicht Alles hier unten thun, wenn Er nicht Alles könnte und für Alles vorsorgte. III. Eine einige Kenntnis geht auf den Vater, den Sohn und den heiligen Geist auf Grund des einen Wesens. Mit Rücksicht aber auf die Relationen des Ursprungs wird in der Kenntnis der Person des Vaters gleichsam eingeschlossen die des Sohnes; denn Er wäre nicht Vater, wenn Er keinen Sohn hätte und das Band vom Vater und Sohn ist der heilige Geist. Danach haben jene recht, welche diesbezüglich nur einen Artikel ansetzen. Weil aber betreffs jeder einzelnen Person Manches zu erwägen ist, was nicht bei der anderen sich findet; wie ja auch mit Beziehung darauf verschiedene Irrtümer vorkamen, so kann man hier auch drei besondere Artikel ansetzen. Denn Arius anerkannte den Vater als allmächtig und ewig, aber nicht den Sohn als dem Vater wesensgleich; und deshalb war ein besonderer Artikel über die Gottheit des Sohnes notwendig. Ebenso mußte gegen Macedonius die Gottheit des heiligen Geistes ausdrücklich erklärt werden. Und so können auch die Menschwerdung und Geburt, und gleichfalls die Auferstehung und das ewige Leben mit Grund in einem Artikel verbunden werden; denn auf ein und dasselbe haben sie Beziehung; — oder sie können als getrennte Artikel dastehen, insoweit ein jedes dieser Geheimnisse besondere Schwierigkeiten bietet. IV. Der Sohn und der heilige Geist werden zur Heiligung der Kreatur gesandt; was vom Vater nicht gilt. Deshalb sind auf diese beiden Personen mehrere Artikel gerichtet. V. Die Heiligung durch die Gnade und die Vollendung durch die Herrlichkeit geschieht durch die Gabe der heiligen Liebe, die dem heiligen Geiste zugeeignet wird sowie durch die Gabe der Weisheit, die dem Sohne zugeeignet wird. VI. Die Eucharistie ist 1. Sakrament; und danach hat sie den nämlichen Charakter wie die anderen Wirkungen der heiligmachenden Gnade; — 2. ist in ihr kraft eines Wunders der Leib Christi; und so ist sie eingeschlossen in der Allmacht, wie alle anderen Wunderwerke.
