Neunter Artikel. Die Ordnung der einzelnen Artikel im Symbolum ist zulässig.
a) Dies scheint nicht. Denn: I. Die heilige Schrift ist jene Glaubensregel, von welcher es heißt (Deut. 4.):„Ihr jollt zu dem Worte, das ich euch sage, nichts hinzusetzen und nichts fortnehmen.“Also durfte man kein Symbolum als Glaubens regel aufstellen, nachdem die heilige Schrift bereits herausgegeben worden. II. „Einer ist euer Glaube“ heißt es Eph. 4. Also unzulässig ist es, mehrere Symbola vorzustellen. III. Das Bekenntnis des Glaubens, wie es im Symbolum vorliegt, erstreckt sich auf alle Gläubigen. Nur aber jene, welche einen durch die Liebe vollendeten Glauben haben, glauben wahrhaft an Gott. Also ist diese Redeweise: „Ich glaube an einen Gott“ unzulässig. IV. Das Hinabsteigen zur Hölle ist ein Glaubensartikel, wird aber nicht erwähnt im Symbolum der (Nicänischen) Väter. V. Nach Augustin (tract. 39. in Joa.) „glauben wir dem Petrus oder Paulus; nicht aber darf man sagen, wir glauben an Petrus oder Paulus, sondern nur an Gott glauben wir.“ Unzulässigerweise also steht da im Symbolum: „Ich glaube an eine einige, heilige, katholische, und Apostolische Kirche;“ denn die Kirche ist etwas Geschaffenes. VI. Das Symbolum ist unsere Glaubensregel und muß deshalb allen Gläubigen öffentlich vorgelegt werden. Jedes Symbolum also müßte wie das der Väter in der Messe feierlich abgesungen werden. Auf der anderen Seite ist das Symbolum auf die Autorität der Kirche gestützt, die, vom heiligen Geiste geleitet, dem Geiste der Wahrheit, nicht irren kann; wie es Joh. 16. heißt: „Wenn jener Geist der Wahrheit kommen wird, wird Er euch alle Wahrheit lehren.“
b) Ich antworte, „der zu Gott herantreten will, müsse glauben.“ (Hebr. 11.) Damit aber jemand glaube, muß ihm der Glaube vorgestellt werden. Deshalb mußte die Wahrheit des Glaubens wie in eins zusammen verbunden werden, damit sie so leichter vorgestellt werde und keiner betreffs ihrer in Unkenntnis bleibe. Diese Sammlung oder Verbindung der Glaubenspunkte nun nennt man eben danach Symbolum.
c) I. Um die Wahrheit aus der Schrift zu schöpfen, muß man viel und lange studieren; denn sie findet sich da zerstreut und manchmal dunkel und verschiedenartig ausgedrückt. Das können aber nicht alle, die in Anderem ihren besonderen Beruf und ihre specielle Lebensbeschäftigung haben. Deshalb war es gut, aus den Aussprüchen der heiligen Schrift die hauptsächlichen Glaubenspunkte zu sammeln und in eine Einheit zu verbinden, damit so die Kenntnis der Wahrheit allen offen stände. Das heißt aber nicht „zur heiligen Schrift etwas hinzufügen,“ sondern „aus ihr die Heilswahrheit entnehmen.“ II. In allen Symbola ist die nämliche Glaubenswahrheit enthalten. Dort und zu jener Zeit aber mußte das Volk mit mehr Sorgfalt belehrt werden, wo Irrtümer auftauchten; damit nicht der Glaube bei den weniger Unterrichteten Schaden leide. Deshalb wurden mehrere Symbola abgefaßt,deren Inhalt aber immer der gleiche ist. Nur ist in dem einen mancher Punkt ausdrücklicher erklärt, welcher im anderen weniger ausdrücklich enthalten ist. III. Im Symbolum bekennt die ganze Kirche den Glauben, der in ihr immer seine Vollendung und seine bethätigende Form durch die Liebe erhält. Hat ein einzelner diesen lebendigen Glauben nicht, so drückt er durch die Worte aus, daß er danach strebe. IV. Rücksichtlich des Hinabsteigens zur Hölle bestand kein Irrtum bei den Ketzern; und deshalb hatte man nicht notwendig, diesen Punkt weiter zu erklären. Er wird im Symbolum der Väter vorausgesetzt als bekannt durch das Apostolische Symbolum. V. „An eine heilige katholische Kirche“ ist zu verstehen, soweit unser Glaube auf den heiligen Geist sich richtet, der die Kirche heiligt; so daß der Sinn ist: „Ich glaube an den heiligen Geist, der die Kirche heiligt.“ Besser jedoch ist es, daß das „an“ (in) nicht gesetzt wird, sondern nur „ich glaube eine heilige katholische (sanctam Ecclesiam catholicam) Kirche,“ wie auch Papst Leo hat. VI. Das Symbolum der Väter erklärt das Apostolische; und wurde gemacht, als die Kirche bereits Frieden hatte und der Glaube weit offenbar geworden war. Deshalb wird es öffentlich in der Messe gesungen. Das Apostolische Symbolum aber ward herausgegeben zur Zeit der Verfolgung und als der Glaube noch nicht öffentliches Recht genoß. Deshalb wird es gleichsam still gebetet in der Prim und in der Komplett, wie gegen die Finsternisse der vergangenen und zukünftigen Irrtümer.
