Zweiter Artikel. Zulässig unterscheidet man Akte des Glaubens nach: „An Gott glauben, Gott glauben und Göttliches glauben.“
a) Diese Unterscheidung ist unzulässig.Denn: I. Einem Zustande gehört nur ein Akt zu. Also muß man nicht ihrem Wesen und Inhalt nach mehrere Akte des Glaubens unterscheiden. II. „Gott glauben“ ist gemeinsam jedem Glaubensakte; denn jeder ist begründet inder ersten Wahrheit.Also wird dies unzulässigerweise unterschieden von:„An Gott glauben“ und „Göttliches glauben.“ III. „Göttliches glauben“ kommt auch den Ungläubigen zu; also kann dies keinen eigenen Glaubensakt bilden. IV. Zum Zwecke hin sich bewegen geht den Willen an. Glauben aber ist eine Thätigkeit der Vernunft. Also muß man nicht setzen: „An Gott glauben,“ was eine Bewegung zu Gott hin einschließt. Auf der anderen Seite hat Augustin diese Unterschndung (de verb. Dom. serm. 61. c. 2.).
b) Ich antworte; die Thätigkeit eines jeden Vermögens oder Zustandes wird genommen gemäß der Beziehung des Vermögens oder Zustandes zum Gegenstande. Nun kann der Gegenstand des Glaubens betrachtet werden entweder von seiten der Vernunft oder von seiten des Willens, da Glauben ein Akt der Vernunft ist, soweit diese vom Willen her ihre Bestimmung erhält. Von seiten der Vernunft kommt zweierlei in Erwägung. Das Eine ist der materiale Gegenstand des Glaubens, der da ist: „Göttliches glauben.“ Denn nur insoweit unterliegt überhaupt etwas dem Glauben als es zu Gott gehört. Das Andere ist der Formalgrund des Glaubens, weshalb nämlich dem Glauben zugestimmt wird; und danach wird gesagt: „Gott glauben;“ denn weil Gott die erste Wahrheit ist wird geglaubt. Drittens wird der Gegenstand des Glaubens erwogen, insoweit die Vernunft vom Willen her bestimmt ist; und danach setzt man: „An Gott, zu Gott hin glauben.“ Denn die erste Wahrheit als letzter Zweck bezieht sich auf den Willen.
c) I. Diese Unterscheidung will nicht drei Gattungen von Glaubensakten aufstellen, sondern bestimmt die verschiedenen Beziehungen des einen Glaubensaktes zum Gegenstande. II. Ist damit beantwortet. III. Die Ungläubigen glauben nichts Göttliches; auch nicht das Dasein Gottes unter den Verhältnissen und in der Weise wie der Glaube bestimmt. IV. Der Wille bestimmt die Vernunft, dem zu Glaubenden zuzustimmen.
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