Achter Artikel. Ausdrücklicherweise an die heilige Dreieinigkeit zu glauben, ist zum Heile notwendig.
a) Dies scheint zu sein: I. Gegen Hebr. 11, 6., wonach „zu glauben ist, daß Gott ist und daß Er die Ihn suchen belohnt.“ Das aber kann geglaubt werden, ohne ausdrücklich die heilige Dreieinigkeit glaubend zu bekennen. II Zu Joh. 17.: „Vater! Deinen Namen habe ich offenbar gemacht“ sagt erklärend Augustin (tract. 106.): „Darin daß Gott diese Welt gemacht hat, ist Er offenbar geworden bei allen Völkern; darin daß Er nicht zusammen mit fremden Göttern verehrt werden soll, ist Er offenbar geworden in Judäa; darin aber daß Er der Vater dieses unseres Christus ist, durch den Er die Sünden der Welt hinwegnimmt, diesen Namen, der früher verborgen war den Menschen, hat Er ihnen offenbar gemacht.“ Vor der Ankunft Christi also war es nicht bekannt, daß in Gott Vaterschaft und Sohnschaft sei; und so wurde die Dreieinigkeit nicht in ausdrücklicher Weise geglaubt. III. Jenes sind wir gehalten, ausdrücklicherweise zu glauben, was Gegenstand der Seligkeit ist. Dies ist aber die höchste Güte; und diese kann in Gott verstanden werden ohne den Unterschied der Personen. Auf der anderen Seite ist im Alten Testamente vielfach die Dreiheit der Personen ausgedrückt worden, wie gleich Gen. 1. es heißt: „Wir wollen den Menschen machen nach unserem Bilde und nach unserer Ähnlichkeit.“Also von Anfang an war es zum Heile notwendig, ausdrücklich an die Dreieinigkeit zu glauben.
b) Ich antworte, das Geheimnis der Menschwerdung Christi könne nicht ausdrücklicherweise geglaubt werden ohne den Glauben an die Dreieinigkeit. Denn es ist darin enthalten, daß der Sohn Gottes Fleisch angenommen, daß Er die Welt durch den heiligen Geist erneuert hat und vom heiligen Geiste empfangen worden ist. Wie also das Geheimnis der Menschwerdung in ausdrücklicher Weise von den höheren geglaubt worden ist und von den geringeren unter der Hülle von Figuren; so verhält es sich auch mit dem Glauben an die Dreieinigkeit. Nach der Zeit der offenbar gewordenen Gnade also sind alle gehalten, ausdrücklicherweise an die Dreieinigkeit zu glauben; und alle, die in Christo wiedergeboren werden, empfangen diese Gnade durch die Anrufung der Dreieinigkeit, nach Matth. ult.: „Gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes.“
c) I. Jene zwei Hebr. 11. erwähnten Punkte über Gott ausdrücklich zu glauben, war zu jeder Zeit und für alle notwendig; es genügte aber nicht für jede Zeit und für alle. II. Vor der Ankunft Christi war der Glaube an die Dreieinigkeit verborgen und eingefchlossen im Glauben der höheren. Durch Christum und die Apostel ist er offen der Welt verkündet worden. III. Wieweit jetzt die höchste Güte Gottes aufgefaßt wird, nämlich vermittelst der Wirkungen, kann sie aufgefaßt werden ohne die Dreiheit der Personen. Wieweit sie aber als in sich bestehend geschaut wird von den Seligen, kann sie nicht geschaut werden ohne den Unterschied der Personen.
