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Aber der unsterbliche, mit Vernunft und Verstand begabte Geist, wann er aus dem Körper scheidet, kommt noch mehr zur Kenntniß der Weisheit, um zu verstehen und kennen zu lernen den Herrn des Ruhmes. Vorher hielt der Leib wie eine Wolke den geistigen Anblick verborgen, obgleich er auch durch die Hoffnung heldenmüthig war zu den guten Werken S. 194 durch die geistigen Gesetze, wodurch er eine Auswahl des Guten und Bösen machte, verschmähend das Böse und wählend das Gute durch die Ermahnung und Weisheit des Herrn durch die wohlthätige Liebe. Denn man soll nicht die Seelen der Menschen sterblich nennen und unbeseelt, sondern wie der Prophet Ezechiel sagt, daß in einem Augenblick die Auferstehung der Todten erfolgt zuvor mit den Gebeinen und Rippen und mit dem Körper vereinigt mit allen Einrichtungen und daß dann die Seelen jede aus ihrer Wohnung, gerufen werden durch den heiligen Geist wie durch den Wind. Denn Du sendest deinen Geist und schaffest sie und erneuerst,1 und was im Evangelium erzählt wird von der Auferstehung der Todten im Herrn, daß die Rückkehr der Seele in den Leib dieß bezeugt. Der Mund redet, die Augen sehen, die Ohren hören, die Nasen riechen, die Hände fühlen, die Füße gehen, das Herz bewegt sich im Geistigen und sie rühmen Gott durch den belebenden Geist, welcher alle Sinne bewegt durch den Herrn. Und da der Geist vom Leibe sich löste, wurde er todt genannt, und alle zusammengefügten Einrichtungen seiner Glieder werden auseinandergelöst. Ebenso ist auch ein Zeugniß des Geistes das Bewegen, das Verstehen, das Erkennen, das Gedächtniß; denn der Geist gibt dieß dem Leibe und er lehrt und belebt nach dem Willen Gottes. Aber wenn er für die Sinne der Grund des Lebens ist, wo ist dann das Leben des Geistes, welcher das Leben hat durch Gott?
Und so ist es zu verstehen: Alle Bewegungen sind Bewegungen des Geistes, und die Seele gibt dem Leibe das Leben gemäß der Vorsorge Gottes. Und wie die Leiber als Zeugniß haben die Werke der Natur der Anlagen, ebenso hat die Seele für ihre Natur der Anlagen das Zeugniß. Und der Geist wird lebendig genannt in den sinnlichen und dem Leiden unterworfenen und sterblichen Leibern, von denen er getrennt wird S. 195 gemäß der himmlischen Berufung des Schöpfers in den bereiteten Wohnungen der Unkörperlichen. Denn der Leib kehrt in die Erde zurück und ruht unbeseelt, und die reine und gute Seele erfreut sich durch die Verheißungen durch die Hoffnung mit den Engeln des Ruhmes des Allmächtigen, als Unterpfand die Seligkeiten des Himmelreiches erhaltend. Denn auch der Geist bezeugt unserm Geiste, daß wir Kinder Gottes sind und Miterben Christi,2 befreit von der Knechtschaft der Sünden zur Freiheit des Ruhmes des Sohnes Gottes.
Denn für alle Gläubigen sind die Wohlthaten der Liebe gegen seine Geschöpfe erkennbar geworden durch die lichtvolle Taufe und durch das heilsame Sacrament, durch sein Fleisch und Blut, welches geopfert wurde am Kreuze und wodurch er aufhob die Sünden der Welt, Derer, welche im Glauben sich genaht haben unserem Schöpfer. Und wann er wieder kommt mit Ruhm, zu erneuern die Menschenkinder, und auferweckt die Todten, so erneuert er wieder mit dem Lichte die lebendigen Gerechten und die in der Ewigkeit im Herrn entschlafenen Reinen und führt sie ein in sein Erbe, in die Freuden des unsterblichen Lebens, welches bevorsteht den reinen und auf den Herrn hoffenden Gläubigen. Und er selbst wird, sagt der Apostel, Gott Alles in Allem werden durch seine lebendige reine Liebe und durch die belebende Sorge. Die Guten setzt er in den Besitz des Ruhmes der Gottheit, die Bewährten in rechtem Glauben, welche in reinen und makellosen Sitten beendigen das irdische Leben und gewinnen das unvergängliche Leben in Christo, den ewigen, sichtbaren, köstlichen Ruhm des Eingebornen, welcher mit aller Seligkeit krönt und verherrlicht nach dem Willen des Vaters und des heiligen Geistes in alle Ewigkeit. Amen.
