3.
Während überall so geschah, verleugneten viele in den Provinzen angesehene Große ihren Besitz und liebten Christum. Und nicht nur wollte er an den gottesfürchtigen Menschen seinen Willen erfüllen, sondern (er wollte) auch die für den Dienst Gottes und die Erbauung seiner Lieblinge bestimmten Gegenstände zerstören. In den in den Tagen seines Vaters kultivierten Gegenden verhängte er Drangsale über die Bewohner, bis Dürre und Trockenheit sich bei ihnen einnistete. Städte und Dörfer, in denen der Frieden gedonnert hatte, glichen durch die Martern, denen ihre Priester unterworfen wurden, Leibern, aus denen die Seelen gewichen sind. Die Ortschaften, die wegen ihrer gesegneten Hüter (?) und emsigen Arbeiter sich ihrer Einkünfte erfreuten, sind allseits zum Schrecken der Vorübergehenden geworden. Die Plätze der Städte, die von Menschen dröhnten — diese werden im Gefängnisse durch Gewalt und List gequält. Die geschmückten Kirchen sind zerstört, ihr Mörtel umhergestreut; aus den herrlich anzuschauenden Dächern wurden Kanalbrücken gemacht. Keine Kirche blieb unzerstört, kein Martyrium entging der Vernichtung. Das Holz der Türen der Kirchen und Martyrien und ihre Säulen (?) nahm man weg und machte Stufen für die Kanalbrücken. Die Dächer der Klöster der Anachoreten und der friedlichen Wohnungen der Heiligen deckte man ab, das auserlesen Schöne brachte man in seine Magazine (ambâr); S. 165 den Rest verteilte man an die Magier. Der Karwânkirche1 in MSCHK'2, der seinem Vater Jezdegerd zu Gefallen vom König der Römer durch den ehrwürdigen Bischof Acacius3 ein wunderbarer Schmuck geschenkt worden war, raubte er allen Schmuck. Die herrlichen Gewänder, das Gold, Silber, Erz und Eisen darin ließ er teils zum Bau eines Feuerbeckens verwenden, teils gab er sie den Magiern zum Feuerdienst. Die äußere Decke (?)4 und ihre Vorhänge machte er zu einem Zelt für die Jagd auf Wildesel5 und Antilopen. Ebenso raubte er die (Gefäße des) Dienstes der großen Kirche von Seleucia, die den seligen Bischöfen Jahballâhâ und Mârûtâ6 als Gesandten vom römischen König und seinen ehrwürdigen Großen für die Kirche gegeben worden waren, und gab sie seinem und seiner Tochter Feuertempel. Die Kirchen selbst zerstörte und verstreute er und machte ihren herrlichen Bau dem Boden gleich. Alles, was wir erzählt, tat er, um die Worte der Magier zu bekräftigen und die Lügner zu beruhigen. Wie sollten wir vermögen, zu erzählen, was er dem Volke Gottes auflud?
Labourt übersetzt Ö. 111: L'eglise des caravanes. ↩
Hoffmann (S. 41) vermutet Maschkenâ, das oberhalb Bagdad auf der Westseite des alten Tigrislaufes gegenüber Ukbarâ lag. ↩
Acacius von Arnida, der 419/20 als Gesandter Theodosius II. an den persischen Hof gekommen war und dort der Synode des Patr. Jahballâhâ anwohnte. Synhados, S. 37 ff. Im folgenden Kriege kaufte er mit Darangabe seiner Kirchengeräte 7000 pers. Gefangene los und kam dann auch an den Hof Bahrams. Socrates, VII 21. ↩
Hoffmann (S. 41) übersetzt „Außenkapelle". ↩
Bahram trug den Beinamen Gôr, „"Wildesel". Vgl. Tabari, S 89 f ↩
Mârûtä B v. Maiparkat befand sich als römischer Gesandter in Persien wahrscheinlich 399, sicher um 408 und wieder 410, in welchem Jahre er die Synode des Patr. Isaak leitete. Jahballâhâ, der zweite Nachfolger des Isaak, war als pers. Gesandter i. J. 417/8 in Konstantinopel, wo er Geld und Geschenke zum Bau der Kirche von Seleucia erhielt. Synhados, S. 6 ff.; 37. Labourt, S. 88f. ↩
