6.
Sogleich befahl der König im Zorne, ihn sogleich hereinzuführen. Furchtlos trat er ein und stand in Klugheit. Der König sprach: „Bist du Pêrôz, der Nazarener?„ Der Herrliche sprach: „Ich bin ein Nazarener, wenn ich würdig bin, diesen Namen zu tragen. Denn dieser Name ist erhaben für den, der ihm Treue hält.“ Der König sprach: „Bist du nicht einmal von diesem Namen abgefallen?„ Der Herrliche sprach: „Ferne sei es mir, die Finsternis zu lieben und das Licht zu hassen. Denn wer im Finstern wandelt, stößt an.“ Der König sprach: „Wie ich hörte, liest du auch in den Schriften der Nazarener?„ Der Herrliche sprach: „Ja, Herr.“ Der König sprach: „Somit seid ihr nach deinem Wort Gottes Volk?„ Der Herrliche sprach: „In Wahrheit sage ich, daß jeder, der den wahren Gott nicht bekennt, in Finsternis wandelt.“ Der König sprach: „Wegen eurer Verstocktheit, da ihr uns nicht hört, töten wir euch beständig als rebellische Knechte.„ Der Herrliche sprach: „Muß man Gott oder den Menschen mehr ge-horchen?“ Der König sprach: „Gott muß man gehorchen.„ Der Herrliche sprach: „Wenn man Gott gehorchen muß, so höre: Gott ist einer und darf mit nichts vertauscht werden, wie er uns befiehlt.“ Der König sprach: „Ich weiß, daß euch niemand mit Worten besiegen kann, da ihr euch selbst in den Tod hingebt.„ Der Herrliche sprach: „Es ist nur geschrieben: Jedes Volk und jede Zunge, die gegen euch zu Gericht sich erhebt, sollt ihr widerlegen.“ Der König sprach: „Wage nicht zu sagen, daß Sonne und Mond nicht Kinder Got- S. 168 tes sind.„ Der Selige sprach: „Ich sagte und sage es: es ist nur ein Gott.“ Der König sprach: „Auch wir sagen, daß e i n Gott ist; die wir (als Götter) erachten, sind seine Großen. Denn es ist kein König ohne Große. Den Hohen ehren wir nach seiner Erhabenheit; die unter ihm Stehenden nach Gebühr.„ Der Herrliche sprach: „Wenn auch manche Götter genannt werden im Himmel und auf Erden, so ist uns nur e i n Gott, einer sein Sohn und einer sein Geist, welcher Schöpfer und Erneuerer von allem ist und unser Zurückführer aus dem Irrtum.“ Der König sprach: „Was hast du kostbareres als deine Seele, daß du sie in einem Augenblick in freventlichem Willen verderben willst?„ Der Heilige sprach: „Ich freue mich, solchen Todes zu sterben. Denn ich halte den Tod nicht für Tod, sondern für Leben, da ich durch ihn ins ewige Leben eingehe.“ Der König sprach: „Man hat dich nicht vor mich gebracht, daß du mir die Schriften der Nazarener erklärest, sondern daß du meinen Willen tuest.„ Der Herrliche sprach: „Eines ist das Wort der Nazarener1: ja, ja und nein, nein; was mehr als das ist, hassen sie als vom Bösen.“
Matth. 5, 87. ↩
