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Aus der Geschichte der Märtyrer von Karkâ de Bêt Slôk.
Nachdem (Bischof Schâpûrbarâz) im Frieden zu seinem Herrn versammelt war, folgte ihm nach der herrliche Kämpfer, der keusche Priester, der Tempel der Heiligkeit Mâr Johannan, der im Priestertum und in der Zeugenschaft vollendet wurde. Zu seiner Zeit herrschte Jezdegerd als der fünfte nach Schâpûr in Persien. Wie dieser erregte er eine Verfolgung gegen die Kirche Gottes, nachdem er sich sieben Jahre lang wohlwollend benommen hatte. Im achten Jahre tötete er seine Tochter, die seine Frau2 war, und die Großen seines Reiches. Er ging in das Land Tschûl3, unterwarf die dortigen Kleinkönige, baute eine Stadt und nannte sie nach sich selbst Schahrastân Jezdegerd. Da er dort war, trieb er die Christen aus seinem Lager, (da) der Elende glaubte, daß wegen der Christen ihn die Feinde besiegten. Er wählte achttausend Männer der Magier aus, nahm ihnen ihre Mannheit und stellte sie in seinen Dienst. Viele starben aber an dieser Exekution. Den Brauch der persischen Könige, daß an jedem Monatsanfang eine Woche lang jeder Angesehene Zutritt hatte, um die Sache der Unterdrückten und jede schlechte Anordnung dem König vorzutragen, diese Sitte (τάξις) schaffte der Bösewicht ab4. Als er von Tschûl zurückgekehrt und in seine Residenz gekommen war, schrieb er an Tahmjezde- S. 180 gerd, der Môg(ân)andarzpat — das Ordner der Magierschaft bedeutet5 — in Nisibis war, daß er mit Adôrfrôzgerd, dem Srôschavarzdâri der Provinz Arzûn und Sûrên, dem Dastbarhamdâd von Hdajab und Bêt Garmai, zu dreien nach Karkâ gehe, um durch Schmeicheleien und Geschenke die Christen der vier Provinzen, welche jene vier (!) genannten Beamten verwalteten, zu zwingen, daß sie Christus verleugneten und die Sonne anbeteten. Wenn sie aber die Sonne nicht anbeten und dem Feuer und Wasser nicht opfern würden, sollen sie den Foltern, Kämmen und dem Schwerte überliefert werden.
sic! ↩
Im Jahr 445/6. Da Jezdegerd damals höchstens 30 Jahre alt war, ist diessr Vorwurf wohl kaum begründet. Tabari, S. 114, Anm. 1. ↩
Landschaft bei Gûrgân (Hyrkanien) am Südostufer des kaspischnn Sees. ↩
Ähnliches berichtet Tabari (S. 74) von Jezdegerd I., dem „Sünder" und Chnstenfreund. ↩
Vgl. Hübschmann, Armen. Gramm. I, S. 99. 179 — Tahm (stark) bildet dem Namen regierender Könige vorgesetzt Sohmeichelnamεn für hohe Beamte. Justi: Eran. Namenb. S. 318. ↩
