9.
Gegen Abend soll es (= das Lamm) verzehrt werden. Denn die Abendstunde ist ein Mittelding zwischen Licht und Finsternis. So ist auch die Seele, die eben dieser Erlösung teilhaftig wird, ein Mittelding zwischen Licht und Finsternis. Die Kraft Gottes aber steht der Seele bei und läßt nicht zu, daß die Finsternis in sie dringe und sie verschlinge. Und wie Moses sprach: S. 336 „Das ist die Nacht der Verheißung Gottes“, so verkündete auch Christus, als ihm, wie geschrieben steht, eine Buchrolle gereicht wurde, „ein angenehmes Jahr des Herrn und einen Tag der Erlösung“1. Dort war eine Nacht der Vergeltung, hier ein Tag der Erlösung. Und mit Recht. Denn all das Genannte war Vorbild und Schatten der Wahrheit. Es hat geheimnisvoll die wahre Erlösung der Seele vorgebildet und angedeutet. Diese war in die Finsternis eingeschlossen, im tiefsten Pfuhle insgeheim gefesselt und hinter ehernen Toren eingekerkert. Ohne die Erlösung durch Christus war ihre Befreiung nicht möglich.
Luk. 4, 17 f.; Is. 61, 2; 63, 4. ↩
