13.
Sie (= die Seele) schaut des Feindes Macht, die auf sie losstürmen und sie töten will, es aber nicht kann. Denn mitten zwischen ihr und den Geistern der Ägypter steht der Herr. Sie schaut aber auch vor sich ein Meer von Bitterkeit und Drangsal und Verzweiflung. Sie S. 338 kann rückwärts nichts ausrichten, da sie die Feinde gerüstet sieht, noch vorwärts entweichen. Todesfurcht und schreckliche, mannigfache Drangsale umgeben sie und lassen sie den Tod schauen. Darum gibt die Seele die Hoffnung auf, sie „trägt das Todesurteil in sich“1. Denn in Menge umringen sie die Übel. Und wenn Gott sieht, daß die Seele in Todesfurcht ist und der Feind bereit steht, um sie zu verschlingen, dann gewährt er ihr Hilfe. Er läßt die Seele lange warten und prüft sie, ob sie im Glauben feststeht, ob sie Liebe zu ihm trägt. Denn nach Gottes Bestimmung ist der Weg, „der zum Leben führt“2, mit gewaltiger Drangsal, Angst und Prüfung und den bittersten Versuchungen verbunden. Von hier soll die Seele durch ein Übermaß von Drangsal und den vor Augen schwebenden Tod [zu ihm] kommen. Dann zerbricht er „mit starker Hand und hoch erhobenem Arm“3 durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes die Macht der Finsternis, und die Seele entkommt den schrecklichen Orten und setzt über das Meer der Finsternis und des allverzehrenden Feuers und gelangt glücklich zum Ziele.
