37.
Wie hat sich doch Adams Vermessenheit auf seine Kinder fortgepflanzt! Adam strebte vermessen nach höherem Range, seine Kinder erhoben sich frech gegen seinen Herrn. Die Kinder Adams forschten und wähnten dann, Gott erfaßt und begriffen zu haben. Wer sich gegen Gott vermessen erhob, der schaue auf Adam wie in einen Spiegel! Auch derjenige, der Gott erforscht zu haben vermeint, ist des Todes schuldig [wie Adam]. Nicht weil er weiß, daß Gott existiert, ist er schuldig, sondern weil er sich erfrechte zu grübeln. Wenn du einmal glaubst, daß das absolute Wesen ist, so ist es Zweifelsucht. wenn du weiter grübelst. Wenn du weißt, daß er ist, so forsche nicht, wie er ist. Von wo aus willst du denn den Unbegrenzten sehen? Willst du das absolute Sein untersuchen, wohlan, so beginne an seiner Grenze! Und wenn du dann gefunden hast, daß er unbegrenzt ist, von wo aus willst du dann zu messen beginnen? Hältst du dich in der Mitte auf, dann bist du von seiner Grenze entfernt. Wenn du also an jeder Stelle dazu unfähig bist, so kehre doch zum Gebote zurück! Schaue auf Adam! Wäre er beim Gebote geblieben, S. 32 so wäre er Herrscher geworden. Weil er sich aber erkühnte, das Gebot zu übertreten, so erlangte er die gewünschte [Herrscher-] Würde nicht. Als ihn Gott schuf, schuf er ihn zu einem erschaffenen Gott, indem er ihm die Freiheit verlieh, nach seinem eigenen Willen zu wandeln. Allein Adam wollte törichterweise nach dem verlangen, was er bereits besaß; während er aber mit aller Gewalt danach trachtete, verlor er auch das, was er bereits besaß 1.
Er wollte Gott gleich sein, hatte aber schon das Eberbild Gottes und verlor dann die Gnade, wodurch er es war. ↩
