7.
Den Gipfel des Glücks und der Glückseligkeit erklimmt jeder, bei dem eigentlich Alles dem Willen; der Wille aber der Weisheit folgt, und, über das Aeußere gebietend, der edleren Mitbewohnerin die Herrschaft einräumt und von ihr die Losung zu den Handlungen empfängt; denn Macht genügt nicht zur Glückseligkeit und nicht in die Stärke hat Gott das Selige gesetzt, sondern die Weisheit muß zur Seite, ja vielmehr voran gehen, um sich der Macht auf das schönste zu bedienen. Das Leben und den Mann nenne ich wahrhaft vollkommen, der aus beiden harmonisch gebildet ist und in keiner von beiden hinkt, der die Herrschaft erlangte, weil er der Herrschaft kundig ist. Nichtig ist jeder Ankampf, sind Kraft und Weisheit vereint; getrennt aber von einander, ist Stärke ohne Einsicht und Weisheit ohne Kraft leicht bezwingbar. Darin bewundere ich auch den Hermes der weisen Aegyptier. Diese stellen den Gott unter einem doppelten Bilde dar, indem sie einen Jüngling neben einen Greis setzen, andeutend, daß, wenn einer von ihnen ein trefflicher Aufseher seyn will, er einsichtvoll und stark seyn müsse, da eines ohne das andere keinen Nutzen bringt. Deshalb ist auch bei S. 72 ihnen in den Vorhallen die Sphinx aufgestellt, als heiliges Sinnbild der Vereinigung der Tugenden, an Stärke ein Thier, an Weisheit ein Mensch; denn Stärke, entblößt von weiser Führung, stürmt blind dahin, alles vermengend und zerrüttend; und der Verstand ist unnütz zum Handeln, wenn ihn die Hände nicht unterstützen. Eines Königs Schmuck demnach sind alle Tugenden; die Weisheit aber ist die königlichste von allen. Diese mache mir zu deiner Beisitzerin; denn die Drei wird, der ältern Schwester folgen, und sogleich werden sich alle, als Genossinnen und Helferinnen dir beigesellen.
