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Es klingt nun aber jene Aufgeblasenheit und unerträgliche Überheblichkeit des Häretikers heraus, wenn Faustus sagte (cf. V 1): Du siehst in mir jene Seligpreisungen Christi erfüllt, welche dem Evangelium seinen Wortsinn geben, und du fragst mich, ob ich es anerkenne! Du siehst mich arm, du siehst mich sanftmütig, du siehst mich friedfertig, reinen Herzens, betrübt, hungernd, dürstend, Verfolgung und Hass erduldend um der Gerechtigkeit willen, und du bezweifelst, ob ich das Evangelium anerkenne!
Wenn Gerechtsein darin bestände, sich selbst für gerecht zu erklären, dann wäre dieser Mensch auf seinen eigenen Worten in den Himmel geflogen, noch während er sie aussprach. Doch ich will jetzt nicht eine Schmährede auf die üppigen Genüsse des Faustus halten, die ja allen Manichäischen Hörern bekannt sind, vor allem jenen in Rom; mir schwebt vielmehr ein Manichäer vor, wie ihn Constantius damals (cf. V 5) forderte, als er die Einhaltung jener Gebote verlangte, nicht einen von der Art, wie er selber nicht erscheinen wollte: und selbst ein solcher, wie kann ich in ihm einen Armen im Geist sehen, wenn er so überheblich ist, dass er seine eigene Seele für Gott hält und sich seiner eigenen Gefangenschaft nicht schämt? Wie einen Sanftmütigen, wenn er es vorzieht, sich gegen die Autorität des Evangeliums stolz zu erheben statt an sie zu glauben? Wie einen Friedfertigen, wenn er glaubt, dass sogar die göttliche Natur, durch die Gott, welcher als einziger wahrhaft ist, all das ist, was er ist, nicht immerwährenden Frieden bewahren konnte? Wie einen Reinen im Herzen, wenn darin so gotteslästerliche Wahnbilder in so grosser Zahl ihr Unwesen treiben? Wie einen Betrübten, es sei denn, er sei betrübt über seinen Gott, der gefangen genommen wurde und gefesselt bleibt, bis er wieder aus seinen Fesseln befreit wird und dem Gefängnis entkommt, wobei er allerdings einen Teil von sich einbüsst, den dann sein Vater im Klumpen der Finsternis einbinden wird, ohne darüber auch nur betrübt zu sein? Wie einen, der hungert und dürstet nach Gerechtigkeit? – das Wort ‛Gerechtigkeit’ liess Faustus allerdings in seinem Text weg, ich glaube, weil sonst deutlich sichtbar würde, dass diese bei ihm noch fehlt, wenn er bekennen würde, dass er noch nach ihr hungert und dürstet. Doch nach welcher Gerechtigkeit hungern und dürsten eigentlich solche Kreaturen, für die der Gerechtigkeit Genüge getan sein wird, wenn sie selber triumphieren, während ihre Brüder, ohne aus eigener Schuld sich verfehlt zu haben, nur weil sie durch die Verderbtheit der Feinde, zu denen sie der Vater geschickt hatte, unheilbar angesteckt wurden, im Klumpen ihre Strafe verbüssen müssen?
