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Den Satz aber, der gegen eure Häresie aus dem Brief des Apostels Paulus zitiert wird (Röm. 1,3),dass der Sohn Gottes aus dem Samen Davids stamme dem Fleische nach, den enthalten alle Handschriften, sowohl die jüngeren wie auch die älteren, alle Gemeinden lesen ihn, alle Sprachen stimmen in ihm überein. Damit ist euch der Mantel des Betrugs abgenommen, mit dem sich Faustus bekleidete, als er einem fiktiven Fragesteller auf die Frage: Anerkennst du den Apostel Paulus? mit Sehr wohl! antwortete. Warum antwortete er denn nicht vielmehr mit Überhaupt nicht!? Doch nur, weil er als Betrüger mit nichts anderem als mit einer Lüge antworten konnte. Was hat er denn beim Apostel Paulus anerkannt? Nicht den ersten Menschen, den jener (cf. I Kor. 15,47) als von der Erde, als Irdischen bezeichnet, und von dem er ebenso sagt (I Kor. 15,45/Gen. 2,7): Es wurde der erste Mensch, Adam, zu einem belebten Seelenwesen; vielmehr verkündigt er, dass da ein nebulöser Erster Mensch, – nicht jener, der aus der Erde irdisch ist, und zu einem belebten Seelenwesen wurde, sondern der aus der Substanz Gottes dasselbe Sein wie Gott besitzt- seine Glieder oder seine Kleider, oder seine Waffen. d.h. die fünf Elemente, wobei auch dies nichts anderes als die Substanz Gottes war, in das Volk der Finsternis hineingeschleudert habe, damit sie dort schändlich besudelt gefangen blieben.
Auch den zweiten Menschen hat er nicht anerkannt, von dem Paulus sagt, dass er vom Himmel ist (cf. I Kor. 15,47), den er auch den letzten Adam nennt, der zum lebendigmachenden Geist wurde (I Kor. 15,45), von dem er sagte, dass er aus dem Samen Davids stammte dem Fleische nach(Röm. 1,3), dass er geschaffen wurde aus dem Weib, geschaffen wurde unter dem Gesetz, damit er die, die unter dem Gesetz waren, loskaufe (Gal. 4,4), über den er zu Timotheus sagt (II Tim. 2,8): Denk daran, dass Christus Jesus auferstanden ist von den Toten aus dem Samen Davids gemäss meinem Evangelium, in dessen Beispiel er auch unsere Auferstehung verkündet, indem er sagt (I Kor. 15,3 ff.): Denn ich habe euch vor allem mitgeteilt, was auch ich empfangen habe, dass Christus gestorben ist für unsere Sünden gemäss den Schriften; und dass er begraben wurde und dass er auferstanden ist am dritten Tag gemäss den Schriften, und wenig später (I Kor. 15,12) noch beifügt, warum er das gesagt habe: Wenn aber von Christus verkündet wird, dass er von den Toten auferstanden ist, warum sagen dann gewisse unter euch, dass es keine Auferstehung der Toten gibt? Doch der da, der auf die Frage, ob er den Apostel Paulus anerkenne, mit Sehr wohl! antwortete, leugnet dies alles; und er will nicht anerkennen, dass Jesus aus dem Samen Davids stamme (cf. Röm. 1,3), auch nicht, dass er aus dem Weib geschaffen wurde (cf. Gal. 4,4), - Paulus nennt die Frau nicht etwa deshalb Weib, weil sie durch Geschlechtsverkehr oder Geburt nicht mehr unberührt war, sondern er folgt dem Sprachgebrauch der Schriften, die das weibliche Geschlecht so zu benennen pflegen, wie es in der Genesis (cf. Gen. 2,22) von der Eva heisst: Er formte sie zum Weib, obwohl sie sich noch nicht mit dem Mann vereinigt hatte -; und auch den Tod Christi, seine Bestattung und Auferstehung anerkennt er nicht, da er ja behauptet, Christus habe keinen sterblichen Leib besessen, in dem jener echte Tod seinen Platz hätte, und auch jene Narben seien nicht echt gewesen, die er seinen Jüngern nach der Auferstehung zeigte (cf. Luk. 24,39 ff.), als er ihnen, wie es auch Paulus erwähnt (cf. I Kor. 15,5ff.), lebendig erschien; und er anerkennt auch nicht, dass unser Fleisch, verwandelt in einen geistigen Leib, auferstehen werde, so wie es derselbe Apostel ganz unverhüllt sagt (I Kor. 15,44 ff.): Gesät wird ein sinnlicher Leib, auferweckt wird ein geistiger Leib, woran er, den Unterschied zwischen sinnlichem und geistigem Leib verdeutlichend, die Aussage über den ersten und den letzten Adam anfügte, die ich oben (p. 316,19. 27) bereits erwähnt habe, und schliesslich noch die Worte zitierte (I Kor. 15,50): Das aber sage ich, Brüder, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht in Besitz nehmen können. Und damit niemand glaubte, es sei das Fleisch in seiner äusseren Erscheinung und in seiner Substanz, das nicht auferstehen könne, wollte er deutlich machen, wofür er den Ausdruck Fleisch und Blut jetzt verwendet hatte, – er wollte ja darunter die Vergänglichkeit verstanden wissen, die später bei der Auferstehung der Gerechten nicht da sein wird –, und fügte deshalb hinzu: Und die Verderblichkeit wird die Unverderblichkeit nicht besitzen. Und damit ferner niemand meinen könnte, dass nicht derselbe Leib auferstehen werde, der begraben worden war, sondern dass man gleichsam das eine Gewand ablege und dafür ein anderes, besseres bekomme, wollte er ganz klar zeigen, dass derselbe Leib in grösserer Vollkommenheit auferstehen wird, – so wie auch Christus auf dem Berg seine Gewänder nicht ablegte und sich andere anzog, sondern die bisherigen anbehielt, die aber in grösserem Glanz erschienen (cf. Mt. 17,2) – und er fuhr deshalb fort und sagte anschliessend (I Kor. 15,51): Seht, ich sage euch ein Geheimnis: wir werden zwar alle auferstehen, aber nicht alle werden wir verwandelt werden. Und damit es ferner nicht ungewiss bleibt, wer es ist, der dann verwandelt wird, sagte er (I Kor. 15,52): Im Nu, in einem Augenblick, beim letzten Posaunenschall; es wird nämlich die Posaune erschallen, und die Toten werden zur Unvergänglichkeit auferstehen und wir werden verwandelt werden. Ferner mag jemand behaupten, dass wir bei der Auferstehung nicht an unserem sterblichen und verderblichen Leib Verwandlung erfahren, sondern an unserer Seele, weil ja der Apostel nicht thematisiert habe, was er als Ausgangspunkt der Verwandlung annehme, sondern gleich von Beginn seiner Abhandlung an einfach vom Leib gesprochen habe, so wie es dieser Satz von ihm klar zeigt (I Kor. 15,35): Aber es könnte einer sagen, wie stehen die Toten auf? In welchem Leib werden sie kommen? Er hat aber in der Fortsetzung gleichsam mit dem Finger darauf gezeigt, was er als Ausgangspunkt der Verwandlung ansieht und die Worte folgen lassen (I Kor. 15,53): Denn dieses Vergängliche muss sich mit der Unvergänglichkeit bekleiden, und dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit. Da nun also dieser Mensch all das leugnet, und sogar Gott, von dem Paulus sagt (I Tim. 1,17): Dem ewigen, dem unvergänglichen, dem einzigen Gott Ehre und Herrlichkeit. Amen, als vergänglich verkündigt, da ja der abscheuliche und verabscheuungswürdige Mythos der Manichäer davon faselt, wie sich die Substanz und Natur Gottes zum einen davor fürchtet, dass sie in ihrer Gesamtheit vom Volk der Finsternis verdorben werde, zum andern, dass diese einen Teil von ihr der Verderbnis auslieferte, um den Rest rein zu bewahren, was soll man da dazu sagen, dass er auch noch in dieser Frage die Unerfahrenen und in den Heiligen Schriften weniger gründlich Unterwiesenen zu täuschen sucht und so auf die Frage, ob er den Apostel Paulus anerkenne, mit Sehr wohl! antwortet, obwohl sich klar herausstellt, dass die richtige Antwort Überhaupt nicht! wäre.
