6.
Wer immer du also bist, der an dem scheinbaren Widerspruch Anstoss genommen hat, dass an der einen Stelle (Röm. 1,3) steht: Den Sohn Gottes aus dem Samen Davids, an der andern aber (II Kor. 5,16): Und wenn wir je Christus dem Fleische nach gekannt haben, jetzt kennen wir ihn nicht mehr so, du dürftest auch dann keine der beiden Aussagen anzweifeln, wenn nicht beide aus einer Schrift desselben Apostels zitiert wären, sondern die eine von Paulus stammte, die andere von Petrus oder Esaias oder von irgendeinem andern Apostel oder Propheten, da ja alles, was sich im Rahmen der kanonischen Autorität befindet, untereinander so im Einklang steht, dass man es, als ob es aus einem einzigen Munde käme, wenn die Ehrfurcht wirklich echt und vernünftig ist, geglaubt, wenn das Verstehen wirklich klarsichtig ist gedeutet, wenn die Methode wirklich gründlich ist, bewiesen werden kann.
Wenn nun also beide Textstellen kanonischen Briefen des Apostels Paulus entnommen sind, d.h. Briefen, die wirklich von Paulus stammen, und wenn wir weder sagen können, dass die Handschrift fehlerhaft sei – denn alle zuverlässigen lateinischen Handschriften haben denselben Wortlaut –, noch dass der Übersetzer sich geirrt habe – denn alle zuverlässigen griechischen Handschriften haben denselben Wortlaut – fehlt nur gerade noch, dass du den Sinn nicht verstehst, und dass man nun von mir die Erklärung verlangt, wie sich die scheinbare Dissonanz zwischen den beiden Stellen auflösen lässt und sich als Übereinstimmung nach dem selben Massstab des gesunden Glaubens erweist. Denn wenn auch du ehrfürchtig suchen würdest, könntest auch du herausfinden, wie diese Fragen durch gründliche Nachforschung sich klären lassen.
