4.
Nun sagte aber Faustus (cf. P. 313,10 ff.): Hieb- und stichfest ist meine Argumentation,, mit der ich zeigen will, dass der Apostel Paulus entweder dank besserer Einsicht seine Meinung geändert und in seinem Schreiben an die Korinther das, was er an die Römer geschrieben hatte, korrigiert hat, oder aber dass er überhaupt nicht geschrieben hat, was als seine Worte zitiert wird, dass „der Sohn Gottes aus dem Samen Davids stamme dem Fleische nach“. Doch was ist die Argumentation, mit der er das zeigt? Weil nicht beides wahr sein kann, sowohl was im Brief an die Römer steht (Röm. 1,3): „Von seinem Sohn, der ihm geworden ist aus dem Samen Davids dem Fleische nach“, und was er zu den Korinthern sagte (II Kor. 5,16): „Also kennen wir von jetzt an niemanden mehr dem Fleische nach, und wenn wir früher Christus dem Fleische nach kannten, jetzt kennen wir ihn nicht mehr so“ .
Es bleibt also an uns zu zeigen, wie beides wahr sein kann, und wie die beiden Aussagen sich nicht widersprechen müssen. Dass nun eine von den beiden (sc.Röm. 1,3) nicht von Paulus stammen könnte, lässt sich auf keinen Fall behaupten, weil das Zeugnis der Handschriften an dieser Stelle völlig einheitlich ist. Auch wenn man nämlich in einigen lateinischen Exemplaren nicht geworden liest, sondern geboren aus dem Samen Davids, während die griechischen das entsprechende Wort für geworden haben, das der lateinische Übersetzer– zwar nicht dem Wortlaut, wohl aber dem Sinn nach – mit geboren* übersetzen wollte, so stimmt doch das Zeugnis sämtlicher Handschriften und Sprachen darin überein, dass Christus aus dem Samen Davids kommt dem Fleische nach.*
Dass nun aber Paulus sich in dieser Frage zuerst geirrt und später dank besserer Einsicht seine Meinung geändert habe: Gott bewahre uns, das auszusprechen! Denn sogar Faustus selber spürte, wie unverschämt und respektlos eine solche Aussage wäre, und er zog die Version vor, dass der Paulus-Brief durch eine Fälschung von Drittpersonen verdorben und nicht durch seinen eigenen Irrtum fehlerbehaftet sei.
