7. Christus hat das nicht seinetwegen getan, sondern um die menschliche Zudringlichkeit des Urteils über göttliche Dinge zurückzudrängen.
Göttliches (Wesen und Tun) hat also nichts von Schmeichelndem an sich, noch auch gibt es in Gott heimliche Verstellung, die um Gefallen werben oder Täuschung wirken solle. Diese Taten des Gottessohnes hatten ihren Ursprung nicht in geschäftiger Prahlsucht, noch auch hat jener, dem unzählige Tausende und Abertausende von Engeln dienen, dem Menschen geschmeichelt. Wessen von dem Unsrigen bedurfte er denn, durch den alles Unsrige überhaupt erst ist? Oder forderte er S. 145 etwa, von uns Ehre zu erhalten? (Von uns,) die wir jetzt vom Schlaf befangen und jetzt vom Genießen der Nächte erschöpft sind; jetzt nach allem Streit und Mord der Tage ein schlechtes Gewissen haben, jetzt nach durchgemachten Gelagen trunken sind? (Er,) den die Erzengel und Herrschaften und Fürsten und Gewalten ohne Schlaf, ohne Verhinderung, ohne Vergehen ewig und unermüdet im Himmel mit Lobgesang preisen? Und deswegen preisen, weil er als das Bild des unsichtbaren Gottes alles in sich geschaffen, die Jahrhunderte heraufgeführt, den Himmel gestaltet, die Gestirne verteilt, die Erde gegründet, die Tiefen hinabgesenkt hat; (weil) er späterhin als Mensch geboren worden ist, den Tod besiegt, die Pforten der Hölle zerbrochen, als Miterben ein Volk sich erworben, das Fleisch aus der Vergänglichkeit in ewige Herrlichkeit erhoben hat?
In keiner Weise also bedurfte er etwas von uns, (zu dem Zweck,) daß diese unaussprechlichen und uneinsichtigen Werke ihn als des Lobes bedürftig bei uns ruhmvoll hervorhöben. Gott sah vielmehr den Irrtum menschlicher Bosheit und Enge voraus und wußte, daß mangelnde Glaubenswilligkeit bis dahin sogar sich versteigen würde, über göttliche Dinge ein Urteil sich anzumaßen; darum hat er unser anspruchsvolles Begehren durch die beispielhafte Belehrung gerade solcher Dinge hintangehalten, hinsichtlich derer man zweifelnde Fragen stellen könnte.
