1. Die in die Breite fortwuchernde Irrlehre der Arianer kann nur mühsam beseitigt werden.
S. 263 Ich weiß es aber wohl, daß ich in einer sehr schwierigen und rauhen Zeit es in Angriff genommen habe, diese Abhandlung gegen die wahnwitzige Irrlehre der Falschgläubigen zu schreiben, die die Geschöpflichkeit des Gottessohnes behauptet. Fast über alle Provinzen des römischen Reiches hin sind schon viele Kirchen von der Krankheit dieser verderblichen Lehre angesteckt; und durch die Gewöhnung an die Lehre und unter dem verlogenen Namen der Rechtgläubigkeit sind sie (von der Irrlehre) durchtränkt, als ob diejenige Lehre der rechte Glaube sei, die nur mit schlechten Mitteln in Aufnahme gekommen ist. Sehr wohl weiß ich um die Schwierigkeit, einen (solchen) Willen zum Besseren hin zu ändern, den bereits das Gewicht der öffentlichen Meinung durch die Zustimmung weiter Kreise1 in dem Bemühen um seine irrige Lehre bestärkt. Denn schwer und gefahrvoll ist der Irrtum, wenn er sehr weit verbreitet ist. Wenn auch viele ihren Fall einsehen, so nehmen sie doch aus Scheu vor dem Sich-erheben für sich die Ermächtigung dazu in Anspruch, indem sie aus der großen Anzahl (der Irrgläubigen) die Anmaßung herleiten, daß man den Irrtum als Klugheit ansehen S. 264 solle; daß man sogar für den Irrtum, wenn er von vielen vertreten wird, die Anerkennung als Wahrheit fordert, da man es weniger für Irrtum hält, wenn viele ihn behaupten.
Vgl. Hieronymus († 419 oder 420): „Der ganze Erdkreis seufzte auf und wunderte sich darüber, arianisch zu sein” (Dial. adv. Luc. n. 19). ↩
